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Mittwoch, 26. Juni 2013

Kleine Momente der Zufriedenheit!






 
Immer, wenn das Leben etwas Zufriedenheit bietet, ist es wichtig, sie zu schätzen zu wissen und glücklich und dankbar zu sein.
Am letzten Sonntag feierten wir den Schulschluss des Waisenhauses „Arc en Ciel“ (Regenbogen).
Nach den sportlichen Spielen, Fußballspielen und Geländelauf führten die Kinder am Nachmittag ihren Verwandten Dramen, Tänze, Sketche und Projektarbeiten in Kunst und Handwerk vor, die sie während des Schuljahres gemacht hatten.
Wichtige Tätigkeiten, die sie lernen, sind z.B. das Herstellen von Fischernetzen, Korbwaren und Körben, Zeichnungen, Tonfiguren, Armbändern und Strohhüten.
Das ist interessant: Die Sketche führten drei Gerichtsverhandlungen vor Augen: das Thema war ein betrunkener Ehemann, ein Vater, der seine Kinder nicht zur Schule schickt und eine Witwe, die von der Familie des Ehemannes weggejagt wird.
Bei allem Lachen und Spaß hatten wir eine großartige Gelegenheit, Werte zu lernen und auch, wie man bei Unterdrückung reagiert.
Ein kleiner Moment der Zufriedenheit!
Das Zentrum der Waisenkinder „Arc en Ciel“ ist Anlaufstelle für ungefähr 200 Kinder, die ihre Eltern verloren haben; sie leben bei Verwandten wie es in der großen afrikanischen Familie üblich ist.
Oft haben die Großeltern wenig Kraft und Energie und die Onkel und Tanten schon gar nicht, weil sie schon ihre eigenen Kinder haben.
Deshalb hilft das Zentrum mit seiner Tagesstätte.
Am Morgen gehen die Kinder in verschiedene Schulen ---ein Betreuer kommt regelmäßig vorbei, um sie zu kontrollieren----, um 12 Uhr gehen sie ins Zentrum zum Mittagessen, das im Wechsel von zwei Gruppen von Müttern bereitet wird.
Am Nachmittag lernen sie verschiedene Tätigkeiten, Sport, Kunst und Kunsthandwerk, um sie auf Berufe vorzubereiten. Inzwischen werden diejenigen, die medizinische Behandlung brauchen, von den Schwestern versorgt.
Um 17 Uhr gehen alle nach Hause.
Am Montag besuchte ich Hyppolite, einen 16 Jahre alten Jungen, der vom Bauch abwärts gelähmt ist.
Einige Freunde aus Prag ( vom Verein SIRIRI ) sind hier zu Besuch; Ludmila begleitet Kweta und Martin, die hier einen Dokumentarfilm über die tschechische Hilfe in Zentralafrika drehen.
Wir brachten Hyppolite einen neuen Rollstuhl. Dieser wird ihm helfen, unabhängiger zu sein; er war sehr glücklich, probierte ihn gleich aus und konnte bald alles wirklich gut allein bewerkstelligen.
Wir bereiten für ihn auch Papiere für weitere Untersuchungen und die medizinische Behandlung in Italien vor.
Die öffentlichen Schulen öffneten am 3. Juni wieder. Die Zahl der Schüler wächst ständig.
140 Schüler in der ersten Woche, 1699 in der zweiten, 2499 in der dritten. Es fehlt immer einer für die runde Zahl……nächste Woche werde ich in die Schule gehen und die Zahl voll machen!
Ein kleiner Moment der Zufriedenheit!
Am Donnerstag ging ich zu unserem Treffen der Grundschullehrer und heute, am 22. Juni, haben wir die Schulzeugnisse ausgehändigt.
Es gab einen Preis für jeden Klassenbesten und für die älteren Schüler den Vorschlag für ein Praktikum während der Sommerpause, und dann, tschüss bis September!
Am Nachmittag ging ich mit den Freunden aus Prag zum Zentrum für Reisanbau. Es ist die Zeit der Aussaat. Es macht mich glücklich, den Fortschritt zu sehen.
Seit drei Jahren bringen wir ihnen neue Techniken bei, die aus Madagaskar kommen. Diese Neuerung ermöglichte es, die Reisproduktion von zwei auf elf Tonnen pro Hektar zu steigern.
(Der Durchschnitt für Italien beträgt 5,6 Tonnen.)
Nestor, ein junger Mann, der Reis seit einigen Jahren mit dieser Technik anbaut, zeigte mir sehr zufrieden seine Ernte; er erklärte, dass diejenigen, die noch die alte Methode benützten, mit demselben Arbeitsaufwand nur mittelmäßige Ergebnisse hätten.
Ein kleiner Moment der Zufriedenheit!
Über die Rebellen gibt es wenig Neues!
Am Montag, als ich in St. Augustin, unserer weiterführenden Schule war, kamen zwei bewaffnete Männer auf einem Motorrad an. Ich ging hinaus: es waren der Chef der Rebellen und einer seiner Handlanger!
Ich sagte „hallo“ und bat sie freundlich ( na ja, zumindest fast), zu verschwinden. Keine Waffen in der Schule!
Sie murrten und gingen von unserem Hof; dann sagten sie: „ Es ist eine Weile vergangen, seit wir dich sahen, wir wollten nur „hallo“ sagen!“
Ich war „gerührt“, dankte ihnen, und dann bat er mich um einen Notizblock.
Ich sagte, ich würde im Haus nachsehen und den Block dann bringen. ( Ich wunderte mich, wofür er ihn gebrauchen wolle, als Glimmstängel ist er zu dick!)
Am Freitagmorgen ging ich in die Stadt und sah zwei Rebellen auf einem Motorrad, rief sie und gab ihnen den Notizblock für ihren Chef; ich gab zur Sicherheit meine Handynummer an und sagte, ich würde den Rückruf des Chefs erwarten, dass er den Notizblock  bekommen habe…….ich traute ihnen nicht eine Sekunde lang.
Einer von ihnen sagte: “Warum? Traust du uns nicht?“ und er fügte hinzu, der andere Mann auf dem Motorrad sei der Sekretär des Chefs . Also fragte ich ihn, ob er schreiben könne…….er antwortete „ja“.
Ob das wahr ist?
Weiter geht’s!
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Montag, 17. Juni 2013

SCHÖNES UND SCHLIMMES










Hier bin ich nach fast zwei Wochen wieder; so hatten meine Freunde, die meine Texte übersetzen, eine kleine Pause! (Dank an Chiara für die englische Übersetzung, an Ludmila, Teresa und Martin für die tschechische Übersetzung , an Pater Juan für die spanische und an Regina für die deutsche Übersetzung!)
Aber eins nach dem anderen:
Am Sonntagnachmittag brach ich in die Hauptstadt Bangui auf; auf der Strecke von 400 km gab es 10 Straßensperren der Rebellen. Es ist immer ein Glücksspiel, weil sie keine Dienstvorschrift haben und oft aus dem Tschad oder Sudan sind und kaum Sango oder Französisch sprechen.
Auf die Frage „wohin gehst du?“, antwortete ich, dass sie das nichts angehe. Sie werden gewöhnlich ärgerlich und antworten, das sei ihre Aufgabe. Und ich antworte, wenn sie wüssten, wohin ich ginge, ob sie mir wirklich meine Sicherheit garantieren könnten?
Meistens haben sie genug und lassen mich gehen.
Nach vier Monaten nach Bangui zurückzukehren ist nach allem, was geschehen ist, eindrucksvoll:  nur wenige Autos  ( die meisten wurden gestohlen und in den Tschad gebracht, andere sind noch versteckt) und kaum jemand befindet sich auf den Straßen. Viele Soldaten der multinationalen afrikanischen FOMAC-Truppe, Soldaten aus Frankreich und leider noch viele Rebellen überall…..
Überall spürt man die Anspannung und Unsicherheit. Einer meiner Freunde, mit dem zusammen ich 2008  mit den Rebellen diskutierte, wurde Berater des Präsidenten.
Er fühlt sich immer noch nicht sicher und schläft nicht zu Hause, weil die Rebellen mehrmals kamen und nach ihm suchten.
Am Montagmorgen ging ich zu einem Treffen mit dem Erzbischof und den religiösen Führern. Wir waren ungefähr 50 Teilnehmer: Muslime, Protestanten und Katholiken, und wir wollten zusammen für Frieden und Vermittlung arbeiten. Es ist hauptsächlich eine Ausbildung; vor allem aber findet das Treffen statt, um in dieser Zeit des Krieges mit anderen Religionen zum Gespräch zusammenzukommen, um Informationen auszutauschen und die Sorgen in dieser Zeit des Krieges zu teilen.
Ich saß zwischen einem Priester aus Bangassou und einem Imam aus Bangui.
Diese Versammlung ist aus der Sorge entstanden, dass es angesichts des plötzlichen Vormarsches der Muslime zu einer Reaktion gegenüber allen Muslimen kommen könnte, ohne einen Unterschied zu machen.Es gibt objektiv einige beunruhigende Elemente im Vormarsch des Islam ( mitsamt der Plünderung und den Angriffen gegen Kirchen und Christen), aber es besteht auch das Risiko, dass die Leute, die der Plünderung überdrüssig sind und gesehen haben, dass manche Moslems daran teilgenommen und davon profitiert haben, Gewalt gegenüber Muslimen anwenden werden.
Hier der Bericht von der Sitzung in Französisch:
Am Mittwoch erledigte ich einige Besorgungen; einige Geschäfte waren geplündert worden. Viele Nichtregierungsorganisationen waren aufgegeben und das Personal entlassen worden.
Am Donnerstag fuhr  ich zum Flughafen, um Ludmila, Kveta und Martin abzuholen.
Ludmila arbeitet für Siriri, einen Verein, der uns bei den Waisen und Behinderten und bei der Erziehung hilft; Kveta und Martin arbeiten beim tschechischen Fernsehen und wollen einen Dokumentarfilm über die tschechische humanitäre Hilfe hier in Zentralafrika drehen.
Unsere Fahrt war ziemlich ruhig. Wir hielten in Bossembele, 160 km von der Hauptstadt entfernt.
Es gab hier eine Gemeinschaft von Ordensschwestern mit Schulen und einem sehr schönen Zentrum für Behinderte. Die Schwestern mussten leider am 22. März fliehen, die Rebellen plünderten alles. Wirklich furchtbar!
Hier in Bozoum erhielt ich eine gute Nachricht: Der Vertreter der Grundschulen brachte einen Bericht für die 2. Schulwoche seit der Wiedereröffnung.
Am Anfang waren es nur 140 Kinder in der Schule, jetzt zählen wir 1699!
Endlich also eine gute Nachricht!