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Montag, 29. Dezember 2014

Ein gutes Neues Jahr




Ein gutes Neues Jahr

Weihnachten ist nicht am 25. Dezember zu Ende, sondern wir sind noch dabei, es zu feiern! Auch die Kinder vom Waisenzentrum Arc en Ciel in Bozoum haben es gefeiert, und sie sind schon weiter: Bei ihnen sind die Drei Heiligen Könige schon angekommen!

In diesen Tagen setze ich meine Begegnungen mit Freunden, Pfarreien und Gemeinschaften fort. In den Tagen vor Weihnachten war ich in der Gegend von Como und Mailand. Zuerst hatte ich ein Treffen mit dem Verein „Amici del Centrafrica“ („Freunde Zentralafrikas“), und dann mit der Pfarrei von Cassina Amata, wo ich Menschen begegnen konnte, die hilfsbereit und aufmerksam gegenüber denen sind, die in Not sind. 

Dienstags ist Markttag in Cuneo, und ich hatte die Freude, Oberst Lanteri zu treffen, der mich im August im Feldlazarett des französischen Militärs in Bangui aufgenommen und behandelt hat. Er ist nach Frankreich zurückgekehrt und ist mit seiner Familie nach Cuneo gekommen. Ich zeige ihnen die Stadt. 
Samstagabend habe ich in der Pfarrei San Lorenzo von Peveragno die Eucharistie gefeiert. Es ist eine kleine Gemeinde, die aber ebenfalls sehr aufmerksam und offen ist. 

Und nun sind wir am Ende des Jahres angelangt. Was soll ich Euch wünschen? So vieles: Gesundheit, Arbeit, innere Ruhe, den Frieden…

Den Frieden für die Zentralafrikanische Republik. Den Frieden für die ganze Welt. Den Frieden in den Herzen aller Menschen. 

Und der wichtigste Wunsch ist dieser: dass wir uns von Gott erleuchten lassen mögen, der uns wie verrückt liebt. 

Wie es der heilige Augustinus sagt: 

„Und welche größere Gnade hätte Gott uns aufstrahlen lassen können? Er hatte nur einen einzigen Sohn und machte ihn zum Menschensohn, um umgekehrt den Menschensohn zur Würde des Gottessohnes zu erheben. Suche hier das Verdienst, die Gerechtigkeit, den Grund, und siehe, ob du je etwas anderes findest als die Gnade.“

Allen ein gutes Neues Jahr!



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Sonntag, 21. Dezember 2014

Weihnachten 2014






Weihnachten 2014
Frohe Weihnachten!
Es scheint ein normaler Gruß zu sein, aber wenn ich mich umschaue, ist das nicht so offensichtlich!
In Zentralafrika war Weihnachten 2013 ein merkwürdigeres Weihnachtsfest als für gewöhnlich. Die Mitternachtsmesse fand um 16 Uhr statt, und am Morgen des 25. regnete es Blei: Schüsse von 5 Uhr morgens bis 8 Uhr, die gerade rechtzeitig nachließen, damit wir die Festmesse um 8:30 feiern konnten. Es gab nur wenig Festliches, ein paar Luftballons für die Kinder, die am Abend dennoch die Kraft fanden zu tanzen und zu singen: „Hört auf zu töten, lasst ab von den Massakern, wir wollen den Frieden und keinen Krieg…“
Dieses Jahr wird das Weihnachtsfest in Bozoum etwas unbeschwerter sein, und wir danken Gott für alles!
Hier in Italien, und überhaupt in Europa, kommt es mir hingegen so vor, als sei die Fähigkeit zu staunen, zu danken und zu feiern verlorengegangen.
Dennoch: Weihnachten ist kein Scherz. Es ist Gott, der Mensch wird! Und sagt nicht, das sei wenig! Es ist alles!
Und das Kind, das wir feiern, ist die konkrete Geste, mit der Gott mir und dir sagt: ICH LIEBE DICH! Und er tut es auf die einfachste und wehrloseste Weise, die es gibt!
Frohe Feiertage! Möge dieses Weihnachtsfest ein Moment der Freude und der Unbeschwertheit sein. Ein Moment der Zuneigung und des Staunens  angesichts des Kindes, das Gott ist, und des Kindes, das wir (immer noch!) sind.
Frohe Weihnachten!














Freitag, 12. Dezember 2014

Bozoum, live aus Madrid






Bozoum, live aus Madrid
Der Name Bozoum mit all seinen Farben, seinem Leiden, aber auch mit seinem Lächeln erklingt in diesen Tagen in Madrid, der Hauptstadt Spaniens.
Die spanische Anwaltskammer (Consejo General de la Abogacía Española) veranstaltet jedes Jahr eine Konferenz: Anlass ist der Jahrestag der Erklärung der Menschenrechte. Dabei wird ein Preis an Personen und Institutionen verliehen, die für die Menschenrechte arbeiten und sich für sie einsetzen.  In diesem Jahr war unter den Preisträgern auch Zentralafrika, vertreten durch den Bischof von Bangassou, Mons. Juan Josè Aguirre und mich.
Interessant ist die Begründung hierfür:
„Er ist ein Vermittler des Friedens, ein Mann, der Christen und Moslems aufgenommen hat, der ihnen geholfen und sie verteidigt hat, auch wenn er dabei sein eigenes Leben riskierte, und der ein aktiver Blogger ist, um die Menschenrechte zu verteidigen.“
Ich bin am 15. März von Turin aufgebrochen und über Paris nach Madrid gekommen.
Madrid ist wirklich eine sehr schöne Stadt. Am Mittwoch treffe ich das Team, das die Zeremonie vorbereitet, und dann stehen einige Interviews auf dem Programm.  Gegen 13 Uhr kommen meine Schwester Marisa und meine Nichte Luisella aus Italien an, die mich in diesen Tagen begleiten. Am Abend begrüße ich Pater Juan Montero, der meinen Blogtext ins Spanische übersetzt.
 Der Donnerstag ist der große Tag. Noch ein paar Interviews, und dann wird um 18.30 Uhr die Zeremonie vom Justizminister eröffnet. Es gibt fünf Preisträger: den Journalisten Henrique Cyberman, der an der Vorbereitung für das Treffen von Shimon Peres und Mahmud Abbas im Vatikan beteiligt war; die “Ciudad de Escuela de los Muchachos” und Inigo Ortz de Mendibil: Es sind zwei Institutionen, die mit gefährdeten Kindern und Jugendlichen arbeiten, und schließlich der Bruder von Mons. Aguirre und ich.
Jeder Preisträger hält eine Ansprache; daher habe ich diese Rede vorbereitet:

Guten Abend. Ich bin sehr bewegt. Es ist eine große Ehre für mich, heute Abend bei Ihnen sein zu dürfen, und ich danke Ihnen von Herzen für diese Einladung. Als Karmelit, als ein Sohn der heiligen Teresa von Avila, ist es für mich ein weiterer Grund stolz zu sein…
Ich danke Ihnen dafür, dass dieser Preis es mir gestattet, Ihnen eine vergessene Krise in einem vergessenen Land, der Zentralafrikanischen Republik, vor Augen zu stellen. Eine Krise, die nunmehr zwei Jahre andauert, die Tausende von Opfern gefordert und mehr als eine Million Menschen (ein Viertel der Gesamtbevölkerung) dazu gezwungen hat, ihre Häuser zu verlassen und anderswo im Land (oft in den katholischen Missionsstationen) oder im Ausland Zuflucht zu suchen.
Im Dezember 2013 fand nach mehr als 8 Monaten die Schreckensherrschaft der Seleka ein Ende. Viele der Rebellen stammten aus dem Tschad und dem Sudan und sprachen nur Arabisch. Nach Monaten der Folterungen, der Raubüberfälle, Plünderungen, Morde, Vergewaltigungen und der Zerstörung ergriff ein Teil der Bevölkerung (die Anti-Balaka) die Waffen gegen die Seleka und leider auch gegen die muslimische Bevölkerung (die sich teilweise auf die Seite der Seleka gestellt hatte). Tausende Menschen flohen, manche in den Wald, und 4000-5000 Menschen in die katholische Missionsstation. Sie aufzunehmen, zu ernähren, medizinisch zu behandeln, ihre Sicherheit zu garantieren und in ihnen die Hoffnung aufrecht zu erhalten, war mehr als eineinhalb Monate lang meine und unsere Aufgabe.
In der Zwischenzeit haben wir zusammen mit Männern und Frauen guten Willens ein Mediationskomitee geschaffen, um eine friedliche Alternative zum Krieg zu finden. Wir – Katholiken, Protestanten und Muslime -  haben uns zusammengefunden und sind zu der Seleka, der Anti-Balaka, den Muslimen und den Nicht-Muslimen gegangen, um mit ihnen zu diskutieren. Diese geduldige und mutige Arbeit hat es gestattet, die Zahl der Verwundeten und der Toten zu reduzieren, und hat zum Abzug der Seleka-Rebellen geführt.
Mit diesen Personen: Barthélémy Mondele, Jonas Nodjitouloum, Thierry Kanghal, einem Pastor, Monique, Joseph und fünf Moslems möchte ich diesen Preis teilen.
Ich danke Ihnen für diesen Preis. Es ist jedoch nicht der erste Preis, den ich erhalte. Ich habe in diesen zwei Jahren des Krieges andere Preise erhalten, an denen ich sehr hänge…
Der erste ist die Ohrfeige gewesen, die ich von Goni, einem Seleka-Rebellen, bekommen habe. Er war wütend, weil ich zu ihnen gegangen und Einspruch gegen die willkürlichen Folterungen und Verhaftungen erhoben habe, die die Seleka der Bevölkerung antat.
Der zweite Preis sind die gesprungenen Scheiben meines Autos, die von einer muslimischen Menschenmenge zerbrochen wurden, die den Abzug der Seleka verhindern wollte.
Der dritte Preis ist der Jubel gewesen, der ausbrach, als ich am 13. Januar in die Missionsstation zurückkehrte, nachdem ich den Abzug der Seleka erreicht hatte (aber auch von Muslimen mit Steinen beworfen und mit Waffen bedroht worden war…). Die Leute brachen in Freudengeschrei aus, weil sie befürchtet hatten, ich sei getötet worden. Und sie warfen ihre Mäntel unter die Räder des Autos… Es erinnerte an den Palmsonntag!
Der vierte Preis war der Blick eines jungen Moslems und eines Seleka-Rebellen (er trug den Kampfnamen 10/15), die die muslimische Menschenmenge daran hinderten, mich zu töten oder mir etwas zuleide zu tun.

Der fünfte Preis ist das tausendfache Lächeln auf den Gesichtern Tausender Kinder, die während dieser eineinhalb Monate Zuflucht in der Missionsstation gefunden hatten. Ein Großteil meiner Arbeit bestand – neben dem Organisieren – darin, dass ich allen ein Lächeln schenkte, um ihnen Zuversicht und Hoffnung zu geben. Und ich versichere Ihnen, dass dieses Lächeln so oft erwidert wurde!
Der sechste Preis waren die mehr als 15.000 Kinder, die im vergangenen und in diesem Jahr zur Schule gehen konnten! In einem vom Krieg heimgesuchten Land die Schulen geöffnet zu halten, ist eine Herausforderung, und es ist eine Ohrfeige für die Gewalt! In die Schule zu gehen bedeutet die Saat für die Zukunft zu legen, es bedeutet, die Kinder der Gewalt zu entreißen, es bedeutet, den Eltern Hoffnung zu schenken, und es ist ein Grund mehr, in Frieden zu leben.
Der siebte Preis sind die Telefonanrufe der muslimischen Freunde, die aus dem Tschad oder aus Kamerun anrufen, um zu fragen, wie es mir geht.
Der achte Preis ist die Kollekte, die wir vor einem Monat in meiner Pfarrei in Bozoum abgehalten haben. Ich hatte die Menschen darum gebeten, etwas für die ca. 200 in Bozoum zurückgebliebenen Muslime (größtenteils Frauen und Kinder) mitzubringen. Normalerweise steuern die Gläubigen zu der Kollekte für die Armen, die wir einmal im Monat abhalten, ein paar Lebensmittel für die Waisen und ein bisschen Geld (zwischen 15 und 20 Euro) bei. An jenem Sonntag haben meine Christen mich gerührt: Sie haben so viele Nahrungsmittel mitgebracht und haben fast 70 Euro gesammelt!
Ich bin ein glücklicher Mensch. Und ich danke Gott jeden Tag für das Geschenk, in der Zentralafrikanischen Republik arbeiten zu dürfen. Und Ihnen danke ich von Herzen für Ihre Sympathie und Ihre Sensibilität und für die Arbeit, die Sie tagtäglich verrichten.
Danke.

 
















Samstag, 6. Dezember 2014

Cuneo!!!





Cuneo!!!
Nach ein paar Tagen im Krankenhaus werde ich am 1. Dezember, der zufällig auch ein Festtag in der Zentralafrikanischen Republik ist,  entlassen und verbringe ein paar Tage bei meiner Familie.
Die Entlassung erfolgt gerade rechtzeitig, weil ich am Nachmittag im Festsaal des Rathauses von Cuneo an einer Friedensinitiative teilnehmen muss. Dort stelle ich kurz Bozoum vor, den Krieg und den Frieden.
Am Mittwoch treffe ich etwa 40 Ordensschwestern vom heiligen Joseph. Im Rahmen einer Ausbildungsinitiative über Globalität sollte ich über Zentralafrika sprechen. Ich berichte mehr als eineinhalb Stunden und es ist schön, diese begeisterten und aufmerksamen Ordensfrauen zu sehen!
Der Freitagabend ist ein besonderer Abend: Im Arione, DER historischen Konditorei von Cuneo, die die berühmten „Cuneesi al Rhum“ herstellt, hat der kleine Kulturverein „SALINZUCCA – Der Geschmack des Wissens“ eines seiner berühmten „Salongespräche“ organisiert. Das „Traité de Philosophie“, das „Handbuch der Philosophie“, gerade frisch aus dem Druck, soll vorgestellt werden. Dieses Handbuch für das Gymnasium hat vor einiger Zeit Giancarlo Cencio geschrieben; es ist für die Schüler unseres Gymnasiums in Bozoum bestimmt.
Es war ein sehr schöner Abend, an dem ich eine Serie von Fotos über Zentralafrika, über Bozoum und über die Friedensarbeit zeige.
Eine Woche der Rekonvaleszenz, voll schöner Erlebnisse, in einer Stadt, die voll von wunderbaren Menschen ist: Cuneo!