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Samstag, 27. September 2014

Jahresbeginn

Jahresbeginn
 
 
Wir befinden uns nicht am Anfang des Jahres, aber aus verschiedenen Gründen beginnen manche Aktivitäten eben erst im September!
Also, am letzten Sonntag, d. 21. September, hat das pastorale Jahr mit einer großen eucharistischen Feier begonnen:
Viele geistliche Bewegungen waren in ihren Uniformen oder bunten Schals anwesend. Es gab besondere Tänze und Gesänge und eine Gabenprozession, ja sogar zwei! Die zweite war für die Armen und Waisenkinder. Das hat mich sehr beeindruckt: Trotz ihrer Armut haben so viele Menschen Geschenke, Nahrungsmittel und Geld für die, die weniger begünstigt sind, gebracht.
Das zweite Ereignis in dieser Woche war der Beginn des Schuljahres in Bozoum. Am Mittwoch, d. 24. September, haben die Schulen wieder ihre Türen geöffnet und Hunderte von Schülern haben sich wieder auf den Schulweg gemacht.
Unsere Schulen hier in der Missionsstation (vom Kindergarten bis zum Gymnasium) nehmen auch in diesem Jahr mehr als 1100 Schüler auf.
Aber das Schöne ist, dass auch die staatlichen Schulen wieder geöffnet haben, wenn auch zaghafter. Und das ist eine tolle Sache: Im allgemeinen öffnen die Schulen erst im November oder Dezember. Aber auf Grund der Anregung und der Unterstützung, die wir den Lehrern dank der Finanzierung der Tschechischen Republik und Unicef geben, haben die Lehrer die Herausforderung angenommen und waren am Mittwochmorgen in der Schule, um die Schüler zu begrüßen.
Es ist erst ein kleines Samenkorn, aber es ist sehr wichtig, dass die Kinder ganz normal zur Schule gehen können!
Während der Woche wurde auch die Vorbereitung für das Patronatsfest intensiver. Die Gemeinde ist dem heiligen Michael geweiht.
Katechesen, Beichten, Messe: Alles ist bereit, um Gott zu feiern, der in diesem Jahr die Gemeinde und die Stadt besonders stark beschützt hat!










Sonntag, 21. September 2014

Ganz langsam geht’s weiter!





Ganz langsam geht’s weiter!
 
Ganz langsam schöpfe ich wieder Atem, es macht mir noch Mühe, aber alles geht weiter!
In den letzten Wochen haben wir dank Unicef drei Ausbildungskurse von je sechs Tagen für mehr als 250 Lehrer organisiert, so dass die Schulen bald wieder geöffnet werden können.
Hier in Bozoum öffnen wir sie in dieser Woche und wir hoffen, dass das gleiche auch in den Dörfern passiert.
Jeden Sonntag übergeben wir nach der Messe einige Statuen des Jesuskindes, die in die Familien pilgern:
Dies gibt uns die Möglichkeit, in den Familien und Stadtvierteln zu beten und um die Gnade des Friedens und der Gegenwart Jesu in allen Häusern zu bitten.
An diesem Sonntag feiern wir den Beginn des „pastoralen Jahres“, und mehr als zwanzig geistliche Bewegungen in der Gemeinde nehmen ihre Tätigkeit wieder auf.
Und am nächsten Sonntag ist das Fest des heiligen Michael. Er ist der Patron unserer Gemeinde und der Stadt.
Am Freitag und Samstag war ich in Bouar. Die Straßen werden von Tag zu Tag schlechter.
In Bouar habe ich verschiedene Gemeinschaften und auch die Verantwortlichen verschiedener Krankenhäuser getroffen. Mit ihnen können wir dank einer Finanzierung der Tschechischen Republik ein Projekt beginnen, das bei schwangeren Frauen die Kosten der Arztbesuche und der Geburt übernimmt und unterernährten und armen Menschen in den Gemeinden hilft.
Es geht weiter!
 










Samstag, 13. September 2014

Zurück in Bozoum





Zurück in Bozoum
 
Endlich konnte ich am Dienstag mit dem Flugzeug nach Bozoum zurückkehren. Es war ein kleines Flugzeug mit etwa 12 Plätzen. Es wackelte ein bisschen, aber wir haben es geschafft.
Seit einigen Tagen bin ich nun hier. Ich muss mich noch erholen und warte darauf, dass die Kräfte zurückkehren.
Viele Leute kommen, um mich zu begrüßen, und ich freue mich, ihre Freude zu sehen!
Ein herzliches Dankeschön an alle für die Anteilnahme und die Gebete!
Hier nun die Übersetzung des Berichts, den der französische Oberst auf Piemontesisch geschrieben hat:
 
„Wir erwarteten den Hubschrauber, der um 7 Uhr landen sollte. Es war fünf vor sieben. Außer mir waren noch der Kaplan und vier Krankenpfleger da. Wir Soldaten im Einsatz haben immer einen Kaplan, den wir herzlich „Padre“ nennen, auch wenn nicht alle getaufte Christen sind.
Um zwei Minuten vor sieben hörten wir den Lärm der Rotoren, die sich in der Dunkelheit näherten. Man hörte jenes charakteristische „flop flop“, das uns wie im Chor ausrufen ließ: „Da ist er!“
Die Krankenpfleger nahmen die Tragbahre, die sie schon bereit gestellt hatten, und eilten zu dem Riesenmoskito, der ganz langsam in der Luft schwankte, um auf der Erde zu landen.
Nach einigen Minuten kehrten die Krankenpfleger zurück und trugen auf der Bahre einen Kranken, der vom Hubschrauberpiloten in Luftwaffenuniform begleitet wurde. Der Kranke war bei Bewusstsein und mit der ganzen Sanitätsausrüstung bepackt wie ein Maultier: Da waren das Messgerät für die Herzschläge, der Blutdruckmesser und das Messgerät für die Sauerstoffversorgung des Blutes. Zwischen den Beinen lag eine Sauerstoffflasche mit einem Schlauch zu einer Maske, die auf der Nase lag.
Der Kranke war ein schlanker Mann mittleren Alters.
Sein Kopf und das Gesicht waren gelb, als ob er ein Leberleiden hätte.
„Guten Tag, Pater!“ – ich sprach Italienisch – „ ich bin der Direktor der Sanitätsabteilung. Herzlich willkommen bei uns. Ich rufe jetzt unsere Botschaft an, damit sie das Konsulat von Italien von Ihrer Anwesenheit auf unserem Gelände benachrichtigen können. Ist es nötig, dass ich jemanden anrufe?“
Er hatte gerade die Kraft, um mir anzudeuten, dass er verstanden hatte, und lächelte, um seine Dankbarkeit auszudrücken.
Die Einsatzzentrale hatte mich nach dem Mittagessen benachrichtigt, dass wir von einem Stützpunkt im Osten des Landes angerufen worden waren. Dorthin waren die Brüder des Konvents gekommen, um für einen italienischen Priester, dem es schlecht ging, um Hilfe zu bitten. Ich bin derjenige, der den Befehl gegeben hat, einen Hubschrauber mit einem Arzt und einem Krankenpfleger zu schicken, um ihn abzuholen.
Eine Hand wäscht die andere und beide waschen das Gesicht!
So fanden wir einen italienischen Missionar vor, der in unser Feldlazarett eingeliefert worden war. Sein Name war Aurelio, Pater Aurelio Gazzera.
Am ersten Tag war er todmüde und hatte Mühe zu sprechen. Ein anderer italienischer Priester bat am Telefon um Information. Es war Pater Federico.
Er fing an, mich auf Französisch anzusprechen, aber ich habe ihm auf Italienisch geantwortet.
Also sagte er zu mir: „Aber Lanteri, das ist ja ein italienischer Familienname, Oberst.“
Ich antwortete: „Ich bin aus Piemont.“
Voller Freude hat er mir geantwortet: „Auch ich bin aus Piemont. Ich bin aus Casale Monferrato.“
„Dann lassen Sie uns doch Piemontesisch sprechen, Pater.“
„Gewiss können wir uns auf Piemontesisch unterhalten, Oberst. Aber wissen Sie, dass Pater Aurelio aus Cuneo stammt und dass Sie auch mit ihm Piemontesisch sprechen können?“
„ Jesus! Er stammt aus Cuneo? ( Entschuldigung, Pater) Wir stammen von unterhalb von Cuneo, ich aus Briga. Kennen Sie Briga?“
Und so haben wir uns mit Vergnügen am Telefon auf Piemontesisch unterhalten: Ich in Bangui, der Hauptstadt von Zentralafrika, und er in Bouar, im Westen des Landes.
Am nächsten Tag besuchte ich Pater Aurelio im Krankenhaus. Es ging ihm besser. Also betrat ich das Zelt, in dem er auf einem Feldbett lag, und sprach ihn auf Piemontesisch an: „ Guten Tag, Pater, geht es Ihnen heute gut?“ Er war überrascht, aber antwortete auf Piemontesisch: „Guten Tag, Oberst. Ja, heute geht es mir besser. Aber, Lanteri…Lanteri ist ein Familienname, der…“
„Ja, ich bin aus Briga. Kennen Sie Briga?“
Klar kannte er Briga. Er war in den Bergen wandern gewesen.
„Ein herrliches Tal!“ –  sagte er zu den Krankenpflegern, die uns beim Gespräch zuhörten – und beschrieb den Gedenkstein auf dem Felsen gleich außerhalb von Fontan zur Erinnerung an Carl Emmanuel I. – genannt „der Große“ – der im Jahr 1610 die Straße öffnen und ausbauen ließ, die es gestattet, die Berge des Piemont zu überqueren.
Ich glaubte zu träumen!
Verloren mitten in Afrika, in Kampfuniform, in einem Feldlazarett, das ich leitete, konnte ich auf Piemontesisch mit einem kranken Priester sprechen, den wir am Ende der Welt, wo er seit mehr als 20 Jahren lebt, mit dem Hubschrauber abgeholt hatten!
Und wir sprachen vor meinen Krankenpflegern, die nicht einmal wussten, wo Turin liegt, über Val Roya, über Carl Emanuel von Savoyen und  über Funta!
Nach einigen Tagen entließen wir ihn aus dem Krankenhaus. Er hatte sich ein bisschen erholt. Den Schwestern, die ihn abholten, riet ich: „Macht ihm einen schönen Teller Makkaroni!“
Sie lachten.
Und dann sagte ich zu ihm: „Pater, tun Sie mir den Gefallen!
Sie müssen sich erholen, Sie müssen gut essen!“
Zu Befehl, Oberst! Oder besser: „Ai urdini, Munsu Culunel.“
(Die Fotos aus dem Flugzeug habe nicht ich gemacht. Es war Arnold, ein Holländer, der hier in Bozoum für Cordaid arbeitet.)


Il ponte sull Ouham a Bozoum, fatto dai prigionieri italiani nel 1943
le pont sur l'Ouham à Bozoum, construit par les prisonniers italines en 1942


Bozoum

Bozoum

Bozoum




Freitag, 5. September 2014

Hier bin ich, und ich lebe noch!







Hier bin ich, und ich lebe noch!
 
Ich muss dem Jesuskind danken und Pater Enrico, der darauf bestanden hat, dass ich Bozoum verlasse; ich muss Pater Federico danken, der es wunderbarerweise geschafft hat, einen Flug im Hubschrauber zu finden. Ich danke auch den französischen Soldaten, die mich nach Bangui gebracht und in ihrem Hospital behandelt haben, im Reanimationszentrum.
Ab vergangenen Montag, d. 25. August, hatte ich ein bisschen Malaria. Ich habe begonnen, sie zu behandeln, und zuerst schien es ganz leicht zu sein, aber dann wurde es schlimmer: Erbrechen, Blut im Urin usw.
Am Mittwoch ging es mir schlecht, und am Donnerstag kam der Arzt, legte einen Tropf an, aber es ging mir immer schlechter.
Enrico versuchte vergeblich herauszufinden, ob es ein Flugzeug gäbe.
Pater Federico, der sich in Bouar aufhielt, kontaktierte die französischen Soldaten. Sie waren bereit, mich mit einem ihrer Hubschrauber zu transportieren, der gegen 16.30 Uhr von Bossangoa abflog. Gegen 17.15 Uhr landete er im Stadion von Bozoum. Von dort haben sie mich weiter transportiert.
Mit dem Hubschrauber zu fliegen ist wie die Fahrt in einem Lastwagen auf einem Feldweg: Es ist laut und es vibriert, aber die Krankenpfleger haben es geschafft, trotzdem einen Tropf zu legen.
Nach eineinhalb Stunden kamen wir in Bangui an. Das Krankenhaus befindet sich praktisch auf der Landebahn der Militärbasis.
Hier stellte sich ein französischer Oberst vor, der Verantwortliche der Sanitätseinheit, und begrüßte mich auf Italienisch! Er heißt Lanteri und stammt aus Briga, einem Ort, der wenige Kilometer von der französischen Grenze entfernt ist. In den darauf folgenden Tagen sollte er mich mit großer Aufmerksamkeit und Sympathie begleiten. Am dritten Tag fingen wir an, Piemontesisch zu sprechen!
Die Franzosen haben ein sehr gut organisiertes Hospital mit Reanimationszentrum, Operationssaal und allem, was notwendig ist.
Sie behandelten mich sofort und stellten mich mittels Kabeln, Schnüren, Alarmanlagen usw. unter Beobachtung.
In den ersten Tagen ging es mir sehr schlecht. Der Blutdruck war sehr niedrig und ich hatte viel Blut verloren. Ich wurde sehr gut versorgt, mit großer Professionalität und Menschlichkeit. Ich konnte nichts essen. Am Dienstag habe ich zum ersten Mal einen kleinen Bissen herunterbekommen. Erst am Montag konnte ich ein paar Minuten auf den Beinen stehen.
Am Mittwoch habe ich das Hospital verlassen. Jetzt bin ich hier im Centre d‘Accueil in Bangui, wo ich mich einige Tage erhole. Ich lese, bete und bereite einiges vor.
Ein großes Dankeschön an alle für ihre Anteilnahme und ihr Gebet!
In den ersten Tagen, als es mir schlechter ging, war ich nicht immer bei Bewusstsein (schlimmer als sonst!) und sah oft - oder es kam mir jedenfalls so vor - , dass viele Menschen um mein Bett herum standen: Freunde, Bekannte, verschiedene Personen, die mir nahe waren und beteten.
Von Herzen Dank!