In dieser Woche war einiges los.
Am Mittwochnachmittag brach ich nach Bouar auf, das 250 km von hier
entfernt ist. Am Ausgang von Bozoum hatten die Rebellen eine Straßensperre
errichtet und fragten mich auf Sango, wohin ich gehen wolle.
„Spazieren“, sagte ich. Er hat wahrscheinlich nichts verstanden und
sagte: „ Ok, du kannst gehen.“
In Bossemptele, 85 km entfernt, zwei weitere Straßensperren. An der ersten:
eine träge Bewegung.
An der zweiten fragten sie mich, wohin ich fahre. „Spazieren“, sagte ich.
Sie wurden ärgerlich und fragten mich nach der Missionsbescheinigung. Also
sagte ich: „ Wo ist eure Bescheinigung?“-----sie haben wirklich kein Recht,
dort zu sein und Leute anzuhalten (nur ihre Waffen geben ihnen das Recht).
Ich erklärte auch, dass ich meinen Job mache, und er antwortete (fast)
auf Französisch: „Je suis travaille ici“ , was bedeutet „ich bin hier
gearbeitet“)
Dann hob er die Schranke und ließ mich passieren------alles Andere ging
gut. In Bouar traf ich die Brüder von der Gemeinschaft St. Elias und der
Gemeinschaft aus Yolè.
Am Donnerstagmorgen hatten wir ein Treffen mit Mitgliedern der Kommissionen
für Gerechtigkeit und Frieden auf Pfarrebene. Wir tauschten Informationen und
Meinungen über die gegenwärtige Situation aus.
Bald wollen wir eine Radioreihe beginnen, die den Menschen helfen soll,
über bestimmte Themen nachzudenken: über Demokratie, Gesellschaft….
Am Freitag, d. 31., dem Fest Mariä Heimsuchung (der Begegnung Mariens mit
Elisabeth), kamen wir am Nachmittag auf dem Talo, einem Hügel über Bozoum,
zusammen. Wir feierten die hl. Messe, beteten für dieses Land und baten Maria
darum, ihren Mantel der Barmherzigkeit über der Stadt auszubreiten.
Am Samstag organisierten die Christen, die für die Kommission für
Gerechtigkeit und Frieden arbeiten, ein Treffen mit Mitgliedern des
Ministeriums für Erziehung und mit Lehrern von staatlichen Schulen. Von 70
Lehrern haben gerade 66 einen Schnellkurs beendet, der in acht Monaten aus
ihnen „Lehrer“ gemacht hat. Das Problem ist, dass sie noch nicht bezahlt worden
waren; viele sind noch in der Hauptstadt. Wir flehten sie an, an die Zukunft
dieses Landes zu denken und an die Situation der Familien; endlich willigten
sie ein, die Schulen wieder zu öffnen.
Deshalb hoffen wir, dass die Schulen morgen, am Montag, d. 3. Juni,
nach zwei Monaten der Unterbrechung wieder geöffnet sein werden.
AKTUALISIERUNG!
Nähere Begegnungen
Heute habe ich eine kranke Frau in der Nachbarschaft besucht und sie
erzählte mir, dass die Rebellen gerade Christian Mandaba, einen jungen Mann aus
unserer Gemeinde, festgenommen hätten.
Er ist einer der Leiter in unserem Caritashaus, das jeden Sonntag für die
Armen, Waisen und Witwen geöffnet ist. An diesem Morgen kam eine Frau und
brachte Sachen zurück, die ihr Mann einem einheimischen Händler gestohlen
hatte, um ihn zurückzugeben.
Christian nahm Auftrag an und brach zum Haus des Händlers auf.
Unglücklicherweise sagte dieser den Rebellen, sie sollten Christian festnehmen,
um Informationen über den wirklichen Täter zu erhalten.
So gehe ich also, nachdem ich der kranken Frau die hl. Kommunion gespendet
hatte, herüber zu den Rebellen….Christian ist draußen, und ich frage, warum sie
ihn festgenommen haben. Sie sagen, der Kommandeur habe so entschieden. Sie
nehmen ihn und bringen ihn nach drinnen. Ich gehe hinter ihnen her, sie
schreien---ich auch. Ich sage, ich würde nur weggehen, wenn sie ihn freilassen.
Ich weise den Stuhl, den sie mir anbieten, ab und setze mich auf den
Betonfußboden. Für sie ist das eine große Beleidigung!
Wir diskutierten eine Zeitlang. Schließlich setzte ich mich auf ihren
Stuhl, der instabil und ziemlich unbequem war.
Wir diskutieren und diskutieren und diskutieren……der Kommandant erscheint,
wir grüßen einander und diskutieren und diskutieren und diskutieren
weiter…..immer wieder mischen sich einige der brutaleren Rebellen ein, aber
langsam, langsam gelangen wir zur Einigung!
Sie lassen ihn frei!
Dann gehe ich zu Fuß nach Hause.
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