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Samstag, 29. August 2020

Pünktlich kommen die Orchideen wieder

 

Pünktlich kommen die Orchideen wieder

Als ich am 12. August nach Bozoum zurückkehrte, schaute ich in den Mangobäumen der Missionsstation sofort nach, ob es schon Orchideen gibt.

Jedes Jahr erblühen sie pünktlich im August. Die Äste der Mangobäume (und wer weiß, warum nur die Mangobäume? Und wer weiß, warum fast nur in Bozoum?) werden hell von schönen Streifen weißer Sterne. 

Wir befinden uns noch mitten in der Regenzeit, und die Straßen erinnern mich oft daran, weil sie sich mit großen Pfützen und Schlamm füllen.

Am Mittwochnachmittag, als die Quarantäne nach meiner Rückkehr aus Italien zu Ende ging, fuhr ich nach Yaloke, das 170 Km von Bozoum entfernt gelegen ist. Dort musste ich auf der Polizeistation die Dokumente des verunfallten Autos und das Protokoll abholen.

Dann fuhr ich weiter nach Baoro, wo ich bei unserer Gemeinschaft einen Zwischenstopp einlegte, und am Nachmittag war ich in Bouar, wo ich mich für Sitzungen mit der Caritas, aber vor allem, um meine Mitbrüder zu treffen, um die verschiedenen Termine für unsere in der Ausbildung befindlichen jungen Leute zu organisieren, auch am nächsten Tag aufhielt.

Am Donnerstagabend bin ich bei Regen wieder nach Bozoum zurückgefahren.

Aber die Orchideen erwarteten mich.









 


 


Freitag, 21. August 2020

„So viele Menschen haben Dich lieb!“

 


Gauthier

„So viele Menschen haben Dich lieb!“

Die Rückkehr nach Bozoum erwies sich trotz des Abenteuers des Autounfalls als reich an Aktivitäten.

Samstag, d. 15. August, war ein großes Fest: die leibliche Aufnahme Mariens in den Himmel.

Wie jedes Jahr, war es Anlass einer kleinen Fußwallfahrt nach Doussa, einem vier Kilometer von Bozoum entfernt gelegenen Dorf. Dort feierten wir die Messe, und die Dorfbewohner haben nicht auf die Tradition verzichtet, die ersten Feldfrüchte, besonders Erdnüsse, beim Offertorium als Gabe darzubringen. Am Ende der Messe gab es einen intensiven Moment des Gebetes. Während wir zu Fuß bis zu der großen Brücke am Fluss Ouham gingen, beteten wir den Rosenkranz. Die Brücke, die in den Jahren 1941-42 von italienischen Gefangenen erbaut wurde, widersteht der Kraft des Flusses, dessen Wasser in der Regenzeit um acht bis zehn Meter steigt.

Wir segneten den Fluss und baten Gott darum, diejenigen, die hier arbeiten, sowie die Arbeit auf den Feldern zu segnen. Und wir beteten auch für die Dutzenden Opfer des letzten Jahres. Infolge der Goldgewinnung durch die chinesischen Firmen haben viele Menschen ihr Leben verloren. (Viele sind in den Gruben ertrunken, die im Flussbett hinterlassen wurden, andere wurden von Militärs erschossen, andere starben an Krankheiten und Unterernährung.) Andere erlitten Gewalt oder wurden bedroht. 

Unter der Woche nahmen wir auch die Arbeiten an der Kapelle von Bokongo wieder auf. Wir sind nun in der Endphase angelangt. Das Dach ist fertig. Davor ragt ein Kreuz empor, das auch als Glockenturm dienen wird. Es fehlen noch die Bänke und der Altar, und wir sind dabei, die farbigen Fenster einzusetzen und ein großes Terracotta anzubringen, das die Heilige Familie darstellen wird.

In diesen Tagen habe ich viele Nachrichten erhalten. Am Sonntagmorgen schrieb mir ein Freund aus Turin, der von dem Unfall erfahren hatte: „Bei dieser schlimmen Nachricht ist es tröstlich, dass Gott sei Dank nur das Auto kaputtgegangen ist. Ich werde diese Nachricht weiterverbreiten. Es gibt so viele Menschen, die Dich lieben!“

Etwas später kontaktierte mich der italienische Fernsehsender Rai aus Turin, und außer einem kleinen Interview brachten sie um 13 Uhr eine schöne Sendung auf TG3 Regional (hier der Link:

https://www.rainews.it/tgr/piemonte/notiziari/index.html?/tgr/rainews.html ).

Und sofort begann sich in verschiedenen Teilen Italiens, aber auch in Deutschland, Spanien etc. die Nachricht per Mundpropaganda zu verbreiten, und man dankte Gott für die Gefahr, der ich entkommen bin, und versuchte, mir zu helfen.

Herzlichen Dank!


Doussa

La benedizione del fiume Ouham
La bénédiction du fleuve Ouham

Orchidee a Bozoum




La cappelle in costruzione a Bokongo
La nouvelle chapelle de Bokongo





 

 

Samstag, 15. August 2020

Nicht gerade weich gelandet!

 


Partenza da Nizza
Au depart de Nice
 

Nicht gerade weich gelandet!

Hier bin ich nun wieder zurück in Bozoum.

Die letzten Tage vor der Abreise aus Italien waren voll von Freundschaft, Zuneigung und so vielen Abschieden. Ich konnte ein bisschen Zeit mit meinen Angehörigen verbringen, aber der Abschied von Freunden und vor allem von meiner Mutter und meiner Familie ist immer schwierig (obwohl ich seit 1974 immer wieder aufbreche: erst ins Seminar und dann nach Afrika).

Am Montagmorgen habe ich die Pfarrei vom Unbefleckten Herzen Mariens in Cuneo begrüßt, die immer viel Zuneigung und Gebet für mich bereithält. Und am Nachmittag bin ich zusammen mit meiner lieben Schwester und ihrem Ehemann Flavio nach Arenzano und dann nach Nizza gefahren. In Anbetracht der Tatsache, dass das Flugzeug nach Paris erst am Dienstagmorgen um 6:20 Uhr abfliegen sollte, haben wir uns zusammen noch ein bisschen Zeit gegönnt.

Am Dienstag dann die Abreise. Die Flüge gehen wieder regelmäßig und erreichen Bangui von Paris aus nachmittags um 15:20 Uhr. Im Flugzeug waren viele Leute, und in Bangui am Flughafen gab es trotz des Problems des Coronavirus große Verwirrung.

Nachdem ich im Karmel von Bangui bei meinen Mitbrüdern übernachtet habe, bin ich am Mittwoch in Richtung Bozoum aufgebrochen. Leider habe ich nach 250 Kilometern die Kontrolle über das Auto verloren, das von der Straße abkam und sich überschlug. Die Schäden am Wagen sind beträchtlich, aber Gott sei Dank sind wir unverletzt und haben auch sonst niemanden verletzt. Wir gelangten durch die Fenster des Autos, das auf die eine Seite gekippt war, nach draußen, und wir konnten nicht anders, als Gott dafür zu danken, dass wir heil und ganz waren. Anders als das Auto!

Es gelang mir, unsere Gemeinschaft im 140 Kilometer entfernten Baoro anzurufen. Sie haben dort eine Mechanikerschule, und sie schickten mir Mechaniker und einen Wagen. In der Zwischenzeit gelang es uns dank eines zufällig vorbeifahrenden Lastwagens, das Auto wieder auf die Räder zu stellen und es auf die Straße zu bringen. Der Mechaniker traf nach drei Stunden ein und schaffte es, das Auto wieder zum Fahren zu bringen (der einzige Bereich an ihm, der relativ unbeschädigt geblieben war, ist der des Motors). Wir fuhren wieder los und ich schaffte es, um 23 Uhr in Bozoum einzutreffen.

Die Nachricht von dem Unfall verbreitete sich hier in Afrika wie ein Lauffeuer: Schon am Abend und am nächsten Tag riefen mich sehr viele Menschen an und fragten mich, wie es mir geht, und machten sich Sorgen.

Donnerstag, d. 13., war der 60. Jahrestag der Unabhängigkeit der Zentralafrikanischen Republik: ein bedeutendes Datum. Einerseits empfindet man eine gewisse Verbitterung über ein reiches und gesegnetes Land, das in extremer Armut lebt. Andererseits braucht es Liebe und Hoffnung, damit dieses Land sich verändert und durchstartet. Und das morgige Fest, der 15. August (Aufnahme Mariens in den Himmel), erinnert uns daran, dass jeder Mensch größerer Dinge würdig ist. Weil Gott uns liebt. Und weil wir fähig sind zu lieben.


Cuneo, Viale Angeli






Bozoum


 

 

Samstag, 8. August 2020

Achtung, fertig, los!

 

Achtung, fertig, los!

Nach ein paar Wochen des Schweigens bin ich wieder hier, um im Blog ein Lebenszeichen von mir zu geben.

Vom 20. bis zum 25. Juli habe ich am Provinzkapitel der Unbeschuhten Karmeliten der Provinz von Genua teilgenommen (ihr gehören in Italien sieben Klöster an: Loano, Deserto di Varazze, Savona, Arenzano, St. Anna in Genua und Bocca di Magra, zwei in der Tschechischen Republik: Prag und Slany und fünf in der Zentralafrikanischen Republik: Bozoum, Baoro, Bouar Yolé und Bouar St. Elie und der Karmel in Bangui).

Alle drei Jahre versammeln sich zwei Wochen lang rund 20 Karmelitenpatres, Vertreter jeder Gemeinschaft, um den neuen Provinzoberen und seinen Rat zu wählen, um einander zuzuhören und über den zurückgelegten Weg und darüber, was von der ganzen Provinz unternommen werden muss, nachzudenken.

Es ist ein schöner Augenblick der Brüderlichkeit und des Gebetes. Das Kapitel hat Pater Saverio Gavotto als Provinzial wiedergewählt. Der neue Rat besteht aus den Patres Roberto Nava, Michele Goegan, Paolo Galbiati und Marco Chiesa.

Nach dem Kapitel konnte ich nach Cuneo fahren. Meine Mutter ist 93 Jahre alt, und es war schön, ein bisschen mit ihr und meiner Familie zusammenzusein. Ich bin nicht viel herumgekommen, aber ich konnte die Schwierigkeiten sehen, die das Virus verursacht hat: Die Instabilität und die Sorge um die Zukunft sind groß. Aber es gibt trotz allem auch noch viel Großzügigkeit und Zuhören.

Ich hatte die Gelegenheit, auch wunderbare Orte zu sehen. Von Gott geschaffene Orte und im Laufe der Jahrhunderte von Menschen gestaltete Orte. Es gelang ihnen, trotz allem Schönheit und Harmonie zu schaffen. Hoffen und beten wir, dass auch wir trotz allem imstande sein mögen, etwas Schönes in diese Welt zu bringen.

Und am Dienstag, d. 11. August, mache ich mich auf die Rückreise in die Zentralafrikanische Republik.






Battistero - Cattedrale di Savona



Belvedere di La Morra (Langhe)


Cappella Le Brunate  - La Morra CN