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Donnerstag, 29. April 2021

Betrachtung des Lebens

 

 

Betrachtung des Lebens

Vielleicht ist es, weil ich im Grunde sehr neugierig bin.

Vielleicht, weil das Schauspiel immer so schön ist, dass es mir natürlich vorkommt, Beifall zu spenden.

Vielleicht, weil die Schönheit, das Lächeln, der Auf- und der Untergang der Sonne ein Minimum an Sehfähigkeit erfordern.

Angesichts des Gesamtbildes der Dinge ertappe ich mich oft dabei, berührt und voll Staunen darüber zu sein, wieviel Schönheit im Leben ausgegossen ist in der Natur und in den Gesichtern und Gesten so vieler Menschen.

Die Fotos, die den Blog begleiten, sind nichts anderes als ein möglichst positiver Blick auf diesen Teil der Welt. Manchmal sind es die Fotos, die den Blog begleiten. Aber häufiger ist es der Text, der die Fotos und die Schönheit, die ich hier in der Zentralafrikanischen Republik (und anderswo) ausgegossen finde, begleitet.

Ich habe die pastorale Arbeit in den Dörfern wiederaufgenommen.

Am Samstagnachmittag feierte ich die Messe in Zoungbe, einem kleinen Dorf, wo die Kapelle erst  lediglich aus einer Strohüberdachung besteht.

Am Sonntag war ich hingegen in Dobere, wo es ein schönes Kirchlein gibt.

Dort wurde mir eine schöne Überraschung bereitet: Bei der Gabenbereitung während der Messe sah ich, dass eine doppelte Prozession gebildet wurde. Am Ende der Feier näherte sich der Katechist und überreichte mir ein Päckchen: Darin seien Münzen „zum Andenken und als Fürbitte für deine Mutter“! Sie wollten etwas sammeln, um mir anlässlich des Todes meiner Mutter konkret ihre Nähe zu bezeugen.

Es ist eine kleine Geste, aber sie ist warm von Zuneigung, Liebe, Dankbarkeit und tausend anderem. Danke!


La "Cappella" a Zoungbe
La "chapelle" de Zoungbe



Dobere



I bambini del nostro asilo "Il Germoglio" a Baoro



Convoglio di camion, direzione Bangui
Le convoi des camions, direction Bangui


 

 

Freitag, 23. April 2021

Es gibt nicht nur Covid!

 

Es gibt nicht nur Covid!

Wenn ich gefragt werde, wie die Corona-Situation in der Zentralafrika sei, antworte ich oft, dass wir wahrscheinlich einen Bonus haben: Inmitten von Kriegen, Elend und Problemen hat das Virus bislang wenige Schäden angerichtet. 

Das letzte offizielle Bulletin, das sich auf den 20. April 2021 bezieht, verzeichnet eine Gesamtzahl von 6.194 positiven Fällen – seit März 2020. In etwas mehr als einem Jahr gab es 85 Todesfälle.

Es ist wahr, dass es in den letzten Wochen einen starken Zuwachs gegeben hat. In den ersten 20 Tagen des Aprils gab es 909 neue Fälle. In einem Monat gab es praktisch einen Zuwachs von 15 Prozent.

Die Situation wird ernst, aber es gibt viele andere Krankheiten, die in der Zentralafrikanischen Republik viel mehr Schaden anrichten.

In der Zeit von Covid gab es eine Explosion der Masernepidemie, die 83 Kinder getötet hat!

Feind Nummer eins bleibt die Malaria: Die WHO hat 1,3 Millionen bestätigte Fälle und 3689 Todesfälle, darunter 670 Kinder unter fünf Jahren, allein für das Jahr 2017 ausgewiesen.

Die Tuberkulose trifft nach Angaben des Pasteur-Instituts in Bangui 423 pro 100.000 Menschen (jährlich 20.000 Fälle).

Und, um das Bild zu vervollständigen, hat UNICEF im Jahr 2018 geschätzt, dass 110.000 Kinder von akuter Unterernährung betroffen waren, davon 45.000 schwer.

 

Wenn die Gesundheitssituation so ernst ist, wäre es vielleicht wichtiger und dringlicher, sich um die vielen hundert, ja, tausend Kinder zu kümmern, die jedes Jahr sterben. 81 von 1000 Kindern sterben, bevor sie das erste Lebensjahr vollendet haben! Vielleicht wäre es gut, sich um die Mütter, die Kinder, die Schulen, das Gesundheitssystem, die grundlegenden Impfungen zu kümmern, bevor man sich mit Covid befasst (oder zumindest gleichzeitig).



Scouts

Scuola di Kouisso Baguera - gli esami trimestrali
Ecole de Kouisso Baguera - les compositions du 2è trimestre


Scuola materna "Il Germoglio" di Baoro
Ecole Maternelle "Germoglio" de Baoro






Il flamboyant


 

 

 

 

Samstag, 17. April 2021

Freude und Schmerz


 

Appena nato
Nouveau né
 

Freude und Schmerz

Kaum in die Zentralafrikanische Republik zurückgekehrt, finde ich mich mit einigen Schwierigkeiten, aber auch mit einigen Freuden konfrontiert. Hinsichtlich des Coronavirus, das das Land bisher nicht stark betroffen hatte, wird die Situation ernster. Binnen weniger Tage wurden einige hundert neue Fälle gemeldet, die die Gesamtzahl der Infektionen seit März 2020 auf 5787 haben steigen lassen. Es sind niedrige Zahlen, aber der Zuwachs ist besorgniserregend.

In Baoro habe ich in diesen Tagen Pater Davide von unserer Missionsprokura in Arenzano (Italien) bei seinem Besuch in den Dorfschulen begleitet. Wir haben uns damit beschäftigt, aktuelle Fotos für die Patenschaften zu machen, die es uns ermöglichen, neun Schulen in Baoro zu unterhalten, wo 1.700 Kinder eine gesunde, solide und frohe Schulbildung erlangen.

Am Montag bin ich nach Bozoum gefahren, wo die Situation ziemlich schwierig ist, weil einige der umliegenden Dörfer Stützpunkte für Rebellengruppierungen geworden sind. Daher haben fast eintausend Menschen die Dörfer verlassen, um nach Bozoum zu fliehen. Einige fanden Aufnahme in der Pfarrei, andere bei Verwandten oder Freunden. Und als Caritas organisieren wir die Verteilung von Nahrung und Medikamenten.

In Bozoum habe ich die Jungen und Mädchen und die Jugendlichen unserer Grundschulen, der Mittelschulen und des Lyzeums St. Augustin begrüßt.

Es ist immer schön, sie wiederzusehen und der Hoffnung Raum zu geben, die mit ihnen wächst. Nach Bozoum habe ich dank unseren vielen Freunden aus Cuneo und Umgebung die Grüße, aber auch den Beitrag für die Stipendien für die Schüler und Schülerinnen gebracht.

Am frühen Dienstagmorgen bin ich nach Bangui gefahren, wo ich mich mit Giovanni Grossi Bianchi, einem Architekten aus Genua, getroffen habe. Er ist hier, weil wir nach jahrelangen Diskussionen und Jahren der Arbeit in den nächsten Wochen eine große Baustelle eröffnen werden, wo das neue Karmelitenkloster von Bangui entstehen soll.

Morgen, am Samstag, kehre ich für andere Arbeiten und andere Abenteuer nach Baoro zurück.



Rifugiati a Bogala
Les déplacés à Bogala


pont de  Kounde


Stagione dei mangi
La saison des mangues


St Augustin, Bozoum



P.Davide



 

Sul sito del nuovo convento di Bangui
Sur le site du nouveau couvent du Carmel à Bangui



Freitag, 9. April 2021

Abreise und Rückkehr

 


Abreise und Rückkehr

Meine letzten Tage in Italien fielen mit der Karwoche und Ostern zusammen.

Ich konnte zusammen mit der ganzen um den Bischof versammelten Diözese Cuneo am Donnerstagmorgen bei der Chrisam-Messe beten. Bei dieser Messe, die alle Priester der Diözese vereint, wird der Einsetzung des Priestertums gedacht, und der Bischof weiht die Öle, die für die Sakramente verwendet werden.

Das Triduum verbrachte ich in der Herz-Jesu-Pfarrei in Cuneo. Viele Menschen kamen, die Feiern waren gut besucht. Das Virus hat, obwohl es uns in einem gewissen Abstand hält, vielen gestattet, die Suche nach dem Sinn des Lebens zu vertiefen. Und die Passion, der Tod und die Auferstehung Jesu sind der Schlüssel dazu.

Am Montagmorgen habe ich die Messe im Haus meiner Mutter gefeiert. Es war die letzte Messe vor meiner Abreise und wahrscheinlich auch die letzte in dem Haus, wo ich von 1971 bis 1974 gewohnt habe, bis ich ins Seminar eingetreten bin, und wohin ich in den kurzen Ferienzeiten immer zurückgekehrt bin.

Zusammen mit meiner Schwester Marisa und meinem Schwager Flavio bin ich zum Flughafen von Turin aufgebrochen. Abzureisen ist nie leicht, aber es ist ein Teil unseres Lebens. Ich habe mich verabschiedet und bin ins Flugzeug nach Amsterdam (wo ich Schnee vorfand!) und dann nach Paris eingestiegen, wo ich abends ankam und übernachtete.

Am Dienstag, d. 6. April, bin ich in die Zentralafrikanische Republik geflogen. Das Flugzeug war voll, und fast alle sind in Bangui ausgestiegen. Die Gesundheitskontrollen und die Gepäckausgabe dauerten fast zwei Stunden.

Am Mittwochmorgen bin ich von Bangui nach Baoro aufgebrochen. Auf der Straße gab es sehr wenig Verkehr und viele von Soldaten errichtete Straßensperren. Wir sind auch einigen LKWs begegnet, die von russischen Militärs eskortiert wurden.

Heute, am Donnerstag, bin ich nach Bouar gefahren. Die Situation ist weiterhin schwierig. Gerade gestern gab es in Niem, das 70 Km von Bouar entfernt gelegen ist, Kämpfe zwischen Rebellen und der regulären Armee. In anderen Gebieten sind noch Flüchtlinge, und als Caritas versuchen wir, ihnen zu helfen.

Noch am Vormittag bin ich nach Baoro zurückgekehrt, und am Nachmittag bin ich zusammen mit Pater Davide in einige Dörfer gefahren, um die Schulen zu besuchen. Es gibt nur wenige Schüler, und die Schulen haben Mühe, nach den Osterferien wieder zu beginnen. Aber sie sind geöffnet, und das ist schon etwas!






Amsterdam

Paris