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Freitag, 29. Januar 2021

Ein Gelähmter

 

 

Ein Gelähmter

Vor einigen Wochen haben die Bischöfe der Zentralafrikanischen Republik eine schöne Botschaft veröffentlicht. In der Situation des Krieges und der Spannungen, die wir erleben, ist das Wort der Bischöfe praktisch das Einzige, das etwas Ernsthaftes und Aufbauendes sagt.

In dieser Botschaft gehen die Bischöfe von einer Episode im Lukasevangelium aus. Während Jesus von der Menge umgeben ist, kommen vier Personen mit einem Gelähmten auf einer Bahre. Aber sie können nicht zu Jesus gelangen, der sich in einem Haus befindet. Sie vertrauen so sehr auf Jesus, dass sie auf das Dach steigen, ein Stück davon abdecken und die Bahre vor Jesus herabgleiten lassen. Dieser heilt natürlich angesichts so großen Glaubens den Gelähmten.

Die Bischöfe sehen in dem Gelähmten das Abbild der Zentralafrikanischen Republik, die es nicht schafft, sich aufzurichten, und die den Mut und den Glauben aller braucht, um wieder aufzustehen.

Wer will, kann die Botschaft der Bischöfe hier lesen:

https://www.dropbox.com/s/zcbgp1u8toz8z5x/Message%20des%20Ev%C3%AAques%20-%20Janvier%202021.pdf?dl=0

In diesen Wochen bleibt die Lage sehr ernst. Heute, am Donnerstag, d. 28. Januar, hatte ich vor, nach Bouar zu fahren. Aber kurz bevor ich aufbrechen wollte, wurde ich über mögliche Zusammenstöße zwischen Heer und bewaffneten Gruppen informiert und ich musste darauf verzichten.

Leider wird die Anzahl der Flüchtlinge in den Kirchen und Klöstern weiterhin größer und die Lage wird wohl lange so bleiben, weil niemand Lust hat, einen Schritt zurückzugehen und nur sehr wenige das Gemeinwohl vor die eigenen Interessen stellen.

Heute noch meldete man mir aus Bouar, dass die Anzahl der Flüchtlinge weiterhin steigt.  Jetzt sind es schon mehr als 17.000! Gott sei Dank gibt es einige Organisationen, die versuchen, etwas zu machen. Aber auch Dankeschön an alle, die in der Zentralafrikanischen Republik und in der Welt aktiv werden und helfen! Es stimmt, dass der Mensch sehr schlecht sein kann, aber Gott sei Dank kann er auch sehr gut sein!

Und auch hier in Baoro bleibt die Situation angespannt. Einige Semirebellen haben an drei Straßen am Stadteingang Sperren errichtet. Auch sie sagen wie die Polizei in „normalen“ Zeiten, dass sie es zur Sicherheit der Stadt tun würden. In Wirklichkeit machen sie es wie die Polizei in „normalen“ Zeiten, um Geld einzufordern.

Am vergangenen Freitag wurde ich zu einem Treffen mit den (wenigen) verbliebenen Autoritäten eingeladen: Es ging um die Wiedereröffnung der Schulen und die Beseitigung der Straßensperren. Anwesend waren auch die Vertreter der Semirebellen, die schließlich einzuwilligen schienen. Aber in den folgenden Tagen waren die Sperren immer noch da…

Die Schulen aber öffnen wieder, wenn auch sehr zaghaft. In der Stadt gibt es Schüler, aber es fehlen viele Lehrer. In den Dörfern dagegen sind die Lehrer anwesend, aber da gibt es sehr wenige Kinder (aus Angst, aber auch wegen der Trockenzeit).

Und so nehmen wir die Vermittlungsarbeit auch mit den religiösen Führern der Stadt wieder auf.

Am Dienstag haben wir Katholiken, Protestanten und Moslems uns getroffen und die Sorgen wegen der Situation geteilt. Wir beten, arbeiten und planen einen Augenblick des Gebetes am Sonntag, d. 31. Januar, mitten im Zentrum von Baoro. Wir werden um Frieden und für das Land beten.

Wir wollen nicht immer gelähmt bleiben!



Formazione dei Catechisti
Formation des catéchistes




Convento dei Carmelitani - Saint Elie Bouar
Couvent des Carmes - Saint Elie Bouar


Barriera illegale
Barrière illégale

Convento dei Cappuccini - Saint Laurent Bouar
Couvent des Capucins - Saint Laurent Bouar

 

 

Freitag, 22. Januar 2021

Der Schrei von 6.400 Menschen! Nein, sogar von 14.400 Menschen! Nein, sogar von…

 

 

Der Schrei von 6.400 Menschen! Nein, sogar von 14.400 Menschen! Nein, sogar von…

 

Am letzten Freitag bin ich nach Bouar gefahren. Auf 60 km Straße war kein Auto zu sehen und auch kein Lastwagen. Als ich in Bouar ankam, traf ich ein paar Soldaten in der Nähe ihres Lagers ( und ich hoffte, dass es normale Soldaten sind, weil sie sehr unterschiedlich gekleidet und bewaffnet sind). Ich ging in die Innenstadt, wo alle Geschäfte geschlossen sind,   und kam zur Kathedrale. Hier halten sich etwa 3.000 Menschen auf, die aus ihren Häusern geflohen sind, weil die Rebellen über die verschiedenen Stadtvierteln verstreut sind).

Die Rebellenmilizen stehen dem Heer gegenüber und wie immer sind es die Armen, die draufzahlen. Man sagt in Afrika, dass das Gras plattgedrückt wird, wenn zwei Elefanten aneineinandergeraten.

Viele Menschen haben ihre Häuser verlassen und sind zu den Kirchen und Klöstern gekommen: zur Kathedrale, zur Fatima-Pfarrkirche, zum St. Laurentius-Kloster der Kapuziner und zum St. Elias-Kloster der Karmeliten.

Die Situation ist ernst, auch, weil es am Sonntag, d.17., weitere Gefechte gegeben hat und sich die Zahl der Flüchtlinge mehr als verdoppelt hat: von 6.400 auf mehr als 14.000 Menschen!

Einige Organisationen und Niederlassungen der UNO werden aktiv, aber die Situation ist sehr schwierig: Man muss an Wasser, an Hygiene, an sanitäre Einrichtungen, an Nahrung, an die Kälte und an die vielen Kinder denken, die den größten Teil der Flüchtlinge ausmachen.

Als Caritas versuchen wir alles zu organisieren und zu machen, was möglich ist. Viele Freunde werden aktiv und unterstützen uns, die Organisationen ( jetzt mehr Schwestern als Freunde!) helfen uns: die deutsche Caritas, die internationale Caritas, Siriri.

Das ist ein erstes Programm für das Vorgehen:

Gebiet

im Wortlaut

Einheit

Menge

 Einzelpreis

Gesamtpreis cfa

Lebensmittel

Reis

kg

6000

           420  

2.520.000

3.847 €

Lebensmittel

Öl

Liter

40

     25.000  

1.000.000

1.527 €

Lebensmittel

Suppenwürfel

Päckchen

500

        1.000  

500.000

763 €

Lebensmittel

Kaffee

Beutel

4000

           200  

800.000

1.221 €

Lebensmittel

Zucker

kg

2000

        1.000  

2.000.000

3.053 €

Hygiene

Bleichmittel

Liter

100

        1.000  

100.000

153 €

Hygiene

Handschuhe

Kartons

20

        4.500  

90.000

137 €

Gesundheit

Masken

Kartons

20

        8.000  

160.000

244 €

Gesundheit

Seife

Kartons

50

     20.000  

1.000.000

1.527 €

Gesundheit

Paracetamol

Tausenderpack

20

        7.000  

140.000

214 €

Gesundheit

Coartem (Malaria)

Blister

50

        7.300  

365.000

557 €

Gesundheit

Loperamide

Tausenderpack

20

        7.000  

140.000

214 €

Hygiene

 

Toilettenbau

Einheit

20

     50.000  

1.000.000

1.527 €

 

 

 

 

 

9.815.000

14.985 €

 

Am Dienstag bin ich nach Bozoum zurückgekehrt, um schon den Kauf von sechs Tonnen Reis abzuschließen. Wir haben es vorgezogen, vor Ort erzeugten Reis zu kaufen, auch, um der lokalen Wirtschaft zu helfen, die von diesem Krieg sehr geschwächt wird.

In Bozoum ist die Lage angespannt, aber ich konnte Besuche machen, die Käufe erledigen und am Mittwochvormittag zurückfahren. Aber gegen 10 Uhr informierte man mich, dass ein junger Mann von den Rebellen 3R getötet worden sei.

In Bozoum wurde ich nach der Landwirtschaftsmesse gefragt. Ich besuchte auch schnell die Gemüsegärten, die eine Pracht sind. Theoretisch hätten wir an diesem Wochenende die Landwirtschaftsmesse von Bozoum organisieren müssen. Aber jetzt ist es nicht möglich. Wird es in einem Monat möglich sein? Wir wissen es nicht!

Am Montag, d. 18., hat das Verfassungsgericht den aktuellen Präsidenten zum Wahlsieger erklärt. Nur ein Drittel der 1.800.000 Eingeschriebenen konnte wählen.

Aber die Bekanntgabe der Entscheidung des Verfassungsgerichtes hat weder die Rebellen noch die Opposition zufriedengestellt. Daher gehen die angespannte Lage und der Krieg weiter.

Am Mittwoch fuhr ich wieder nach Bouar. Um 11 Uhr trafen wir uns mit den Verantwortlichen der verschiedenen Flüchtlingsstandorte und dikutierten über die Lage und die größten Probleme ( Hygiene, Nahrung, Sicherheit).

Es gibt viele Probleme, aber Glaube, Hoffnung und Liebe sind stärker!

Wird jemand den Schrei so vieler Menschen hören?

Wird derjenige, der auf die eine oder andere Weise für diese Tragödie verantwortlich ist, etwas tun, um die Gewalt zu beenden?


Cattedrale - Bouar






Gli orti di Bozoum 2021
les jardins potager de Bozoum 2021


Fattura del riso: circa 3.600 euro
Facture du riz: en gros 3.600 euro

Bozoum

St.Elie

Formazione dei catechisti a Bawi
Formation des catéchistes à Bawi

Freitag, 15. Januar 2021

Das fängt ja gut an und geht noch besser weiter!

 


La Missione di Baoro: casa delle suore, tetto della chiesa, campo da pallone, Centro Giovani e Auditorium
La Mission de Baoro: la maison des soeurs, la toiture de l'église. terrain de football, Maison des jeunes et Auditorium

 

Das fängt ja gut an und geht noch besser weiter!

 Die Situation in der Zentralafrikanischen Republik verschlechtert sich weiter.

In diesen Tagen versuchten die Rebellen, in die Hauptstadt Bangui einzudringen, nachdem sie fast alle anderen Städte eingenommen haben. Bis jetzt ist es ihnen dank der Bemühungen der Armee und der russischen und ruandischen Soldaten und der Blauhelme nicht gelungen. Aber wie lange können diese noch Widerstand leisten?

Auch in Bouar gab es am Samstag Kämpfe zwischen Rebellen und der Armee. Bislang verhalten sich die Rebellen nun ruhig in der Stadt, und die Soldaten anderer Nationalitäten warten ab. Aber bis wann?

Hier in Baoro ist es ziemlich ruhig. Hin und wieder kommen Rebellen vorbei, schießen ein bisschen und ziehen wieder ab.

Wie immer zahlt die Bevölkerung den Preis für alles, die einfachen Leute, die Armen. Seit Samstag sind rund 6.000 Flüchtlinge in die verschiedenen Missionsstationen der Stadt Bouar geströmt. Sie sind in der Kathedrale, in den Klöstern der Klarissen, der Vinzentinerinnen, der Kapuziner und in unserem Karmelitenkloster. Bis jetzt ist die Lage schwierig, aber zu bewältigen, aber was soll man machen, wenn sie sich verschlimmert?

In diesen Tagen versuchen wir dort, wo die Risiken nicht zu groß sind, die Schulen wiederzueröffnen. Die Jugendlichen in unserer Mechanikerschule haben den Unterricht wieder aufgenommen, und auch die Schüler einiger weniger anderer Schulen (des Kindergartens „Der Spross“, der Schule der Ordensschwestern hier in Baoro, einiger Dorfschulen und unserer Schulen in Bozoum). Aber für wie lange?

Angesichts des Niedergangs eines Landes, das sich auf die x-te Katastrophe zubewegt, stellte ich in diesen Tagen diese Überlegung an: Eine unter 30jährige Person in der Zentralafrikanischen Republik hat noch nie etwas anderes erlebt als Kriege, Staatsstreiche und Gewalt. Und ich lese Psalm 11 wieder, der sagt:

 

Wenn die Grundfesten eingerissen werden,

was kann ein Gerechter noch tun?

Der HERR ist in seinem heiligen Tempel,

der HERR hat seinen Thron im Himmel.

Seine Augen schauen herab,

seine Blicke prüfen die Menschen.

 Der HERR prüft Gerechte und Frevler;

wer Gewalttat liebt, den hasst seine Seele.

Verderben lasse er auf die Frevler regnen,

Feuer und Schwefel und sengender Wind ist ihr Anteil.

 Denn gerecht ist der Herr, gerechte Taten liebt er.

Redliche schauen sein Angesicht.

 

              Nur Mut!


La Missione di Baoro: casa dei padri, atelier meccanica, scuola meccanica, aule catechismo
La Mission de Baoro: la maison des Pères, atélier méchanique, école mécanique, salles de catéchisme

Casa delle suore
Maison des soeurs

Asilo "Il Germoglio" di Baoro"
Ecole Maternelle de Baoro


Parrocchia di Baoro
Paroisse de Baoro