Montag, 17. März 2014
Seit mehreren Tagen sind einige Jugendliche der Stadt, die sich
Anti-Balaka nennen (die aber niemals gegen die Seleka-Rebellen gekämpft
haben) in Aufruhr. Vor allem haben sie das Vermittlungskomitee darum
gebeten, wieder die Straßensperren an der Ein-und Ausfahrt der Stadt
Bozoum errichten zu können. Das Komitee ( bestehend aus dem
Generalsekretär der Präfektur, dem Bürgermeister, dem Pfarrer, einem
evangelischen Pastor, der Vorsitzenden der Wali-Gala (das sind die
Händlerinnen vom Markt), Mitgliedern der Misca und von
Nichtregierungsorganisationen wie Caritas, Iustitia et Pax, „Ärzte ohne
Grenzen“ und Rotes Kreuz) haben den Vorschlag abgelehnt.
Aber die Straßensperren wurden trotzdem errichtet.
Nach deren Errichtung haben die selbsternannten Anti-Balaka die
Abwesenheit der „Ärzte ohne Grenzen“ in Bozoum als Vorwand dafür
genutzt, sich am Krankenhauspersonal auszulassen und die für den Abzug
der „Ärzte ohne Grenzen“ verantwortlich zu machen.
Obwohl der Vermittlungsausschuss und die „Ärzte ohne Grenzen“
versicherten, dass der Abzug geplant war und dass sie sich um Orte, in
denen es größere Schwierigkeiten gab (Bocaranga, Ngaudaye und vor allem
Bang) kümmern mussten, fuhren die selbst ernannten Anti-Balaka fort,
sich zu beklagen und das Krankenhauspersonal zu bedrohen.
Man muss daran erinnern, dass das Krankenhauspersonal von Bozoum
während der ganzen Krisenzeit gearbeitet hat, zuerst unter der Bedrohung
der Seleka, dann unter der der Fulbe und Moslems, und jetzt unter der
Bedrohung der Anti-Balaka.
Auch während der Kämpfe hat das Personal immer Präsenz und
Aktivität gezeigt und die Pflege der Kranken sichergestellt, und das
trotz aller Drohungen (im Januar haben die Seleka-Rebellen sogar im
Innenhof dieses öffentlichen Gebäudes geschossen).
Heute Vormittag haben die selbst ernannten Anti-Balaka das
Krankenhaus besetzt und die Ärztin, Frau Koikouma Marie Renée, entführt;
sie haben sie mit Waffen und Stöcken bedroht. Sie drohten, sie würden
dem Personal etwas zu Leide tun und bedrohten Marie Renée mit dem Tod.
Dank des Einschreitens der MISCA gingen sie weg; vorher raubten
sie eine Tür und blockierten den Zugang zur Wasserpumpe des
Krankenhauses, die den Kranken und den Einwohnern der Umgebung zur
Verfügung steht, und forderten dafür ein Lösegeld von 100.000
zentralafrikanischen Franc.
Wegen dieser Taten wurde das Krankenhaus von Bozoum geschlossen und
das bedrohte Personal konnte seine Arbeit, den Dienst an den Kranken,
nicht ausführen.
Ich lege Wert darauf auch darüber zu informieren, dass das
Vermittlungskomitee, das sich jeden Morgen gegen 8 Uhr versammelt, an
diesem Morgen die Leiter der Stadtteile von Bozoum eingeladen hat, die
zahlreich erschienen sind. Der Zweck dieses Treffens war es, zu
versuchen, die Zivilbevölkerung und vor allem diese Leiter
einzubeziehen, damit es auch auf ihrer Seite eine Reaktion auf diese
Gewalttaten und Erpressungen der selbst ernannten Anti-Balaka gibt.
Jeder Leiter hat einen Bericht über die Ereignisse in seinem Stadtteil verfasst und wir haben Folgendes vereinbart:
1. Organisation einer Versammlung jeden Stadtteils (
ganz besonders mit Beteiligung der Frauen) mit besonderem Bezug auf
Diebstahl, Umlauf von Waffen und Drogenkonsum;
2. Festsetzung eines wöchentlichen Treffens des Vermittlungsausschusses und der Stadtteilleiter an jedem Montag;
3. Einrichtung eines Komitees der Weisen, um Konflikte
(Diebstähle, Schlägereien usw.) zu schlichten und um zu vermeiden, dass
diese selbst ernannten Anti-Balaka sich als Richter aufspielen;
4. Schreiben eines Briefes an den Gouverneur, damit er
seine Aufmerksamkeit auf das Fehlen des Präfekten und der Behörden
richtet und um ihn zu bitten, Ordnungskräfte zu schicken ( Gendarmerie
und Polizei);
5. Einrichtung einer Telefonnummer, an die man sich bei Problemen, Diebstahl oder Bedrohung wenden kann.
Dienstag, 18. März 2014
Ich fahre nach Bocaranga, um den Erwerb und die Verteilung von
Erdnusssamen an die Bevölkerung von Bocaranga, Ngaundaye und Ndim zu
organisieren.
Ich breche um 6.15 Uhr nach Bocaranga auf; aber zuerst fahre ich
wegen zahlreicher Schüsse, die in der Nacht zu hören waren, bei der
MISCA vorbei.
Die Situation ist unter Kontrolle, aber ungefähr 23 selbst ernannte
Anti-Balaka feuerten dauernd Salven mit ihren Kalaschnikovs auf die
MISCA. Gottseidank wurde niemand verletzt.
Nach 85 km Fahrt sehe ich neben der Straße Kleidungsstücke und
Pakete auf der Erde liegen. Offensichtlich wurden die Fulbe angegriffen.
Später erhalte ich die Bestätigung: Die Fulbe, die mit 100 oder 200
Kühen durchzogen, wurden angegriffen und vertrieben. Die Anti-Balaka und
die Bevölkerung haben die Gelegenheit genutzt und die Herde getötet.
In der Tat, auf der Hin-und Rückfahrt habe ich Dutzende Anti-Balaka
und andere Leute mit großen Fleischstücken auf dem Motorrad oder auf
dem Kopf gesehen. Die einen räucherten gerade große Mengen. Andere
trieben Kühe und Kälber in die Stadt. Im ganzen Land findet gerade die
Ausrottung des Viehs statt. Statt es als Investition zu nutzen…
Die Menschen ziehen es vor, es zu töten und zu essen, ohne sich um
morgen zu kümmern. Und in einigen Monaten wird es sehr schwierig sein,
Fleisch zu finden. Man darf auch nicht vergessen, dass die meisten
Rinder den besser gestellten Leuten im Tschad gehören.
Auf der Rückfahrt halte ich 30 km vor Bocaranga im Dorf Kake an,
weil ich sehr viele Fulbe sehe. Es sind Frauen und Kinder, die nach dem
Angriff am Sonntag geflohen sind und sich hier eingefunden haben,
geschützt (wenigstens teilweise) von den Dorfbewohnern und auch den
Anti-Balaka. Sie sind sehr müde und nicht bei bester Gesundheit. Ich
versuche sie zu beruhigen und bitte die Dorfbewohner, sie an einen
sicheren Ort zu bringen und nach Wasser zu suchen. Nach Bozoum
zurückgekehrt, alarmiere ich die „Ärzte ohne Grenzen“ und die
Missionsstation in Bocaranga, damit sie nach ihnen sehen können.
Mittwoch, 19. März 2014
Ich breche mit Pater Norbert nach Baoro (170 km) zu einem Treffen
mit den anderen Karmeliten aus Bouar, Baoro und Bangui auf. Seit einem
Jahr haben wir uns nicht mehr gesehen, und es herrscht große Freude!
Donnerstag, 20. März 2014
Wir treffen uns wieder zur täglichen Versammlung um 8 Uhr. Die Lage
ist ein bisschen entspannter. Die Arbeit im Krankenhaus hat nach den
Drohungen der Anti-Balaka wieder begonnen. Einige von ihnen haben sich
gestern entschuldigt…
Riunione con i capi quartiere Réunion avec les chefs de quartier |
Fiori di frangipane Fleurs de Frangipanier |
un vitello, appena nato e già rubato... un petit veau, qui vient de naitre, et d'etre volé... |
La concelebrazione della Messa a Baoro la concélébration de la Messe à Baoro |
Marie Renée, l'infermiera minacciata dagli antibalaka Marie Renée, le major menacé par les antibalaka |
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