Zurück in Bozoum
Endlich konnte ich am Dienstag mit dem Flugzeug nach Bozoum
zurückkehren. Es war ein kleines Flugzeug mit etwa 12 Plätzen. Es
wackelte ein bisschen, aber wir haben es geschafft.
Seit einigen Tagen bin ich nun hier. Ich muss mich noch erholen und warte darauf, dass die Kräfte zurückkehren.
Viele Leute kommen, um mich zu begrüßen, und ich freue mich, ihre Freude zu sehen!
Ein herzliches Dankeschön an alle für die Anteilnahme und die Gebete!
Hier nun die Übersetzung des Berichts, den der französische Oberst auf Piemontesisch geschrieben hat:
„Wir erwarteten den Hubschrauber, der um 7 Uhr landen sollte. Es
war fünf vor sieben. Außer mir waren noch der Kaplan und vier
Krankenpfleger da. Wir Soldaten im Einsatz haben immer einen Kaplan, den
wir herzlich „Padre“ nennen, auch wenn nicht alle getaufte Christen
sind.
Um zwei Minuten vor sieben hörten wir den Lärm der Rotoren, die
sich in der Dunkelheit näherten. Man hörte jenes charakteristische „flop
flop“, das uns wie im Chor ausrufen ließ: „Da ist er!“
Die Krankenpfleger nahmen die Tragbahre, die sie schon bereit
gestellt hatten, und eilten zu dem Riesenmoskito, der ganz langsam in
der Luft schwankte, um auf der Erde zu landen.
Nach einigen Minuten kehrten die Krankenpfleger zurück und trugen
auf der Bahre einen Kranken, der vom Hubschrauberpiloten in
Luftwaffenuniform begleitet wurde. Der Kranke war bei Bewusstsein und
mit der ganzen Sanitätsausrüstung bepackt wie ein Maultier: Da waren das
Messgerät für die Herzschläge, der Blutdruckmesser und das Messgerät
für die Sauerstoffversorgung des Blutes. Zwischen den Beinen lag eine
Sauerstoffflasche mit einem Schlauch zu einer Maske, die auf der Nase
lag.
Der Kranke war ein schlanker Mann mittleren Alters.
Sein Kopf und das Gesicht waren gelb, als ob er ein Leberleiden hätte.
„Guten Tag, Pater!“ – ich sprach Italienisch – „ ich bin der
Direktor der Sanitätsabteilung. Herzlich willkommen bei uns. Ich rufe
jetzt unsere Botschaft an, damit sie das Konsulat von Italien von Ihrer
Anwesenheit auf unserem Gelände benachrichtigen können. Ist es nötig,
dass ich jemanden anrufe?“
Er hatte gerade die Kraft, um mir anzudeuten, dass er verstanden hatte, und lächelte, um seine Dankbarkeit auszudrücken.
Die Einsatzzentrale hatte mich nach dem Mittagessen benachrichtigt,
dass wir von einem Stützpunkt im Osten des Landes angerufen worden
waren. Dorthin waren die Brüder des Konvents gekommen, um für einen
italienischen Priester, dem es schlecht ging, um Hilfe zu bitten. Ich
bin derjenige, der den Befehl gegeben hat, einen Hubschrauber mit einem
Arzt und einem Krankenpfleger zu schicken, um ihn abzuholen.
Eine Hand wäscht die andere und beide waschen das Gesicht!
So fanden wir einen italienischen Missionar vor, der in unser
Feldlazarett eingeliefert worden war. Sein Name war Aurelio, Pater
Aurelio Gazzera.
Am ersten Tag war er todmüde und hatte Mühe zu sprechen. Ein
anderer italienischer Priester bat am Telefon um Information. Es war
Pater Federico.
Er fing an, mich auf Französisch anzusprechen, aber ich habe ihm auf Italienisch geantwortet.
Also sagte er zu mir: „Aber Lanteri, das ist ja ein italienischer Familienname, Oberst.“
Ich antwortete: „Ich bin aus Piemont.“
Voller Freude hat er mir geantwortet: „Auch ich bin aus Piemont. Ich bin aus Casale Monferrato.“
„Dann lassen Sie uns doch Piemontesisch sprechen, Pater.“
„Gewiss können wir uns auf Piemontesisch unterhalten, Oberst. Aber
wissen Sie, dass Pater Aurelio aus Cuneo stammt und dass Sie auch mit
ihm Piemontesisch sprechen können?“
„ Jesus! Er stammt aus Cuneo? ( Entschuldigung, Pater) Wir stammen von unterhalb von Cuneo, ich aus Briga. Kennen Sie Briga?“
Und so haben wir uns mit Vergnügen am Telefon auf Piemontesisch
unterhalten: Ich in Bangui, der Hauptstadt von Zentralafrika, und er in
Bouar, im Westen des Landes.
Am nächsten Tag besuchte ich Pater Aurelio im Krankenhaus. Es ging
ihm besser. Also betrat ich das Zelt, in dem er auf einem Feldbett lag,
und sprach ihn auf Piemontesisch an: „ Guten Tag, Pater, geht es Ihnen
heute gut?“ Er war überrascht, aber antwortete auf Piemontesisch: „Guten
Tag, Oberst. Ja, heute geht es mir besser. Aber, Lanteri…Lanteri ist
ein Familienname, der…“
„Ja, ich bin aus Briga. Kennen Sie Briga?“
Klar kannte er Briga. Er war in den Bergen wandern gewesen.
„Ein herrliches Tal!“ – sagte er zu den Krankenpflegern, die uns
beim Gespräch zuhörten – und beschrieb den Gedenkstein auf dem Felsen
gleich außerhalb von Fontan zur Erinnerung an Carl Emmanuel I. – genannt
„der Große“ – der im Jahr 1610 die Straße öffnen und ausbauen ließ, die
es gestattet, die Berge des Piemont zu überqueren.
Ich glaubte zu träumen!
Verloren mitten in Afrika, in Kampfuniform, in einem Feldlazarett,
das ich leitete, konnte ich auf Piemontesisch mit einem kranken Priester
sprechen, den wir am Ende der Welt, wo er seit mehr als 20 Jahren lebt,
mit dem Hubschrauber abgeholt hatten!
Und wir sprachen vor meinen Krankenpflegern, die nicht einmal
wussten, wo Turin liegt, über Val Roya, über Carl Emanuel von Savoyen
und über Funta!
Nach einigen Tagen entließen wir ihn aus dem Krankenhaus. Er hatte
sich ein bisschen erholt. Den Schwestern, die ihn abholten, riet ich:
„Macht ihm einen schönen Teller Makkaroni!“
Sie lachten.
Und dann sagte ich zu ihm: „Pater, tun Sie mir den Gefallen!
Sie müssen sich erholen, Sie müssen gut essen!“
Zu Befehl, Oberst! Oder besser: „Ai urdini, Munsu Culunel.“
(Die Fotos aus dem Flugzeug habe nicht ich gemacht. Es war Arnold, ein Holländer, der hier in Bozoum für Cordaid arbeitet.)
Il ponte sull Ouham a Bozoum, fatto dai prigionieri italiani nel 1943 le pont sur l'Ouham à Bozoum, construit par les prisonniers italines en 1942 |
Bozoum |
Bozoum |
Bozoum |
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen