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Freitag, 21. August 2020

„So viele Menschen haben Dich lieb!“

 


Gauthier

„So viele Menschen haben Dich lieb!“

Die Rückkehr nach Bozoum erwies sich trotz des Abenteuers des Autounfalls als reich an Aktivitäten.

Samstag, d. 15. August, war ein großes Fest: die leibliche Aufnahme Mariens in den Himmel.

Wie jedes Jahr, war es Anlass einer kleinen Fußwallfahrt nach Doussa, einem vier Kilometer von Bozoum entfernt gelegenen Dorf. Dort feierten wir die Messe, und die Dorfbewohner haben nicht auf die Tradition verzichtet, die ersten Feldfrüchte, besonders Erdnüsse, beim Offertorium als Gabe darzubringen. Am Ende der Messe gab es einen intensiven Moment des Gebetes. Während wir zu Fuß bis zu der großen Brücke am Fluss Ouham gingen, beteten wir den Rosenkranz. Die Brücke, die in den Jahren 1941-42 von italienischen Gefangenen erbaut wurde, widersteht der Kraft des Flusses, dessen Wasser in der Regenzeit um acht bis zehn Meter steigt.

Wir segneten den Fluss und baten Gott darum, diejenigen, die hier arbeiten, sowie die Arbeit auf den Feldern zu segnen. Und wir beteten auch für die Dutzenden Opfer des letzten Jahres. Infolge der Goldgewinnung durch die chinesischen Firmen haben viele Menschen ihr Leben verloren. (Viele sind in den Gruben ertrunken, die im Flussbett hinterlassen wurden, andere wurden von Militärs erschossen, andere starben an Krankheiten und Unterernährung.) Andere erlitten Gewalt oder wurden bedroht. 

Unter der Woche nahmen wir auch die Arbeiten an der Kapelle von Bokongo wieder auf. Wir sind nun in der Endphase angelangt. Das Dach ist fertig. Davor ragt ein Kreuz empor, das auch als Glockenturm dienen wird. Es fehlen noch die Bänke und der Altar, und wir sind dabei, die farbigen Fenster einzusetzen und ein großes Terracotta anzubringen, das die Heilige Familie darstellen wird.

In diesen Tagen habe ich viele Nachrichten erhalten. Am Sonntagmorgen schrieb mir ein Freund aus Turin, der von dem Unfall erfahren hatte: „Bei dieser schlimmen Nachricht ist es tröstlich, dass Gott sei Dank nur das Auto kaputtgegangen ist. Ich werde diese Nachricht weiterverbreiten. Es gibt so viele Menschen, die Dich lieben!“

Etwas später kontaktierte mich der italienische Fernsehsender Rai aus Turin, und außer einem kleinen Interview brachten sie um 13 Uhr eine schöne Sendung auf TG3 Regional (hier der Link:

https://www.rainews.it/tgr/piemonte/notiziari/index.html?/tgr/rainews.html ).

Und sofort begann sich in verschiedenen Teilen Italiens, aber auch in Deutschland, Spanien etc. die Nachricht per Mundpropaganda zu verbreiten, und man dankte Gott für die Gefahr, der ich entkommen bin, und versuchte, mir zu helfen.

Herzlichen Dank!


Doussa

La benedizione del fiume Ouham
La bénédiction du fleuve Ouham

Orchidee a Bozoum




La cappelle in costruzione a Bokongo
La nouvelle chapelle de Bokongo





 

 

Samstag, 15. August 2020

Nicht gerade weich gelandet!

 


Partenza da Nizza
Au depart de Nice
 

Nicht gerade weich gelandet!

Hier bin ich nun wieder zurück in Bozoum.

Die letzten Tage vor der Abreise aus Italien waren voll von Freundschaft, Zuneigung und so vielen Abschieden. Ich konnte ein bisschen Zeit mit meinen Angehörigen verbringen, aber der Abschied von Freunden und vor allem von meiner Mutter und meiner Familie ist immer schwierig (obwohl ich seit 1974 immer wieder aufbreche: erst ins Seminar und dann nach Afrika).

Am Montagmorgen habe ich die Pfarrei vom Unbefleckten Herzen Mariens in Cuneo begrüßt, die immer viel Zuneigung und Gebet für mich bereithält. Und am Nachmittag bin ich zusammen mit meiner lieben Schwester und ihrem Ehemann Flavio nach Arenzano und dann nach Nizza gefahren. In Anbetracht der Tatsache, dass das Flugzeug nach Paris erst am Dienstagmorgen um 6:20 Uhr abfliegen sollte, haben wir uns zusammen noch ein bisschen Zeit gegönnt.

Am Dienstag dann die Abreise. Die Flüge gehen wieder regelmäßig und erreichen Bangui von Paris aus nachmittags um 15:20 Uhr. Im Flugzeug waren viele Leute, und in Bangui am Flughafen gab es trotz des Problems des Coronavirus große Verwirrung.

Nachdem ich im Karmel von Bangui bei meinen Mitbrüdern übernachtet habe, bin ich am Mittwoch in Richtung Bozoum aufgebrochen. Leider habe ich nach 250 Kilometern die Kontrolle über das Auto verloren, das von der Straße abkam und sich überschlug. Die Schäden am Wagen sind beträchtlich, aber Gott sei Dank sind wir unverletzt und haben auch sonst niemanden verletzt. Wir gelangten durch die Fenster des Autos, das auf die eine Seite gekippt war, nach draußen, und wir konnten nicht anders, als Gott dafür zu danken, dass wir heil und ganz waren. Anders als das Auto!

Es gelang mir, unsere Gemeinschaft im 140 Kilometer entfernten Baoro anzurufen. Sie haben dort eine Mechanikerschule, und sie schickten mir Mechaniker und einen Wagen. In der Zwischenzeit gelang es uns dank eines zufällig vorbeifahrenden Lastwagens, das Auto wieder auf die Räder zu stellen und es auf die Straße zu bringen. Der Mechaniker traf nach drei Stunden ein und schaffte es, das Auto wieder zum Fahren zu bringen (der einzige Bereich an ihm, der relativ unbeschädigt geblieben war, ist der des Motors). Wir fuhren wieder los und ich schaffte es, um 23 Uhr in Bozoum einzutreffen.

Die Nachricht von dem Unfall verbreitete sich hier in Afrika wie ein Lauffeuer: Schon am Abend und am nächsten Tag riefen mich sehr viele Menschen an und fragten mich, wie es mir geht, und machten sich Sorgen.

Donnerstag, d. 13., war der 60. Jahrestag der Unabhängigkeit der Zentralafrikanischen Republik: ein bedeutendes Datum. Einerseits empfindet man eine gewisse Verbitterung über ein reiches und gesegnetes Land, das in extremer Armut lebt. Andererseits braucht es Liebe und Hoffnung, damit dieses Land sich verändert und durchstartet. Und das morgige Fest, der 15. August (Aufnahme Mariens in den Himmel), erinnert uns daran, dass jeder Mensch größerer Dinge würdig ist. Weil Gott uns liebt. Und weil wir fähig sind zu lieben.


Cuneo, Viale Angeli






Bozoum


 

 

Samstag, 8. August 2020

Achtung, fertig, los!

 

Achtung, fertig, los!

Nach ein paar Wochen des Schweigens bin ich wieder hier, um im Blog ein Lebenszeichen von mir zu geben.

Vom 20. bis zum 25. Juli habe ich am Provinzkapitel der Unbeschuhten Karmeliten der Provinz von Genua teilgenommen (ihr gehören in Italien sieben Klöster an: Loano, Deserto di Varazze, Savona, Arenzano, St. Anna in Genua und Bocca di Magra, zwei in der Tschechischen Republik: Prag und Slany und fünf in der Zentralafrikanischen Republik: Bozoum, Baoro, Bouar Yolé und Bouar St. Elie und der Karmel in Bangui).

Alle drei Jahre versammeln sich zwei Wochen lang rund 20 Karmelitenpatres, Vertreter jeder Gemeinschaft, um den neuen Provinzoberen und seinen Rat zu wählen, um einander zuzuhören und über den zurückgelegten Weg und darüber, was von der ganzen Provinz unternommen werden muss, nachzudenken.

Es ist ein schöner Augenblick der Brüderlichkeit und des Gebetes. Das Kapitel hat Pater Saverio Gavotto als Provinzial wiedergewählt. Der neue Rat besteht aus den Patres Roberto Nava, Michele Goegan, Paolo Galbiati und Marco Chiesa.

Nach dem Kapitel konnte ich nach Cuneo fahren. Meine Mutter ist 93 Jahre alt, und es war schön, ein bisschen mit ihr und meiner Familie zusammenzusein. Ich bin nicht viel herumgekommen, aber ich konnte die Schwierigkeiten sehen, die das Virus verursacht hat: Die Instabilität und die Sorge um die Zukunft sind groß. Aber es gibt trotz allem auch noch viel Großzügigkeit und Zuhören.

Ich hatte die Gelegenheit, auch wunderbare Orte zu sehen. Von Gott geschaffene Orte und im Laufe der Jahrhunderte von Menschen gestaltete Orte. Es gelang ihnen, trotz allem Schönheit und Harmonie zu schaffen. Hoffen und beten wir, dass auch wir trotz allem imstande sein mögen, etwas Schönes in diese Welt zu bringen.

Und am Dienstag, d. 11. August, mache ich mich auf die Rückreise in die Zentralafrikanische Republik.






Battistero - Cattedrale di Savona



Belvedere di La Morra (Langhe)


Cappella Le Brunate  - La Morra CN



 

 

 

 

Samstag, 11. Juli 2020

Zentralafrika – Italien

 
 

Zentralafrika – Italien

 Das Coronavirus breitet sich weiter aus – auch in der Zentralafrikanischen Republik. Mit Stand von heute sind es 4.200 Fälle und 52 Tote.

Als Kirche und Caritas arbeiten wir viel und versuchen, die Schäden zu begrenzen. Gerade in diesen Tagen haben wir medizinisches Material aus Prag (danke, Siriri.org!) und ca. 1.000 Masken (danke, Paolo!) erhalten.

Die letzten Tage waren sehr intensiv! Am Sonntag haben wir die Taufen von 15 kleinen Kindern gefeiert.

Und am Montag bin ich nach Bouar und dann nach Baoro gefahren. Von dort aus habe ich mich am Dienstag um 4:30 Uhr früh auf den Weg nach Bangui gemacht, wo ich sehr beschäftigt war und den Tag mit Treffen und Sitzungen verbracht habe.

Die Straßen sind immer ein Abenteuer, wie der Lastwagen, der auf der Brücke von Kounde (38 km von Bozoum entfernt) feststeckte. Oder auch die vollkommen überladenen Autos, denen wir auf der Straße begegnen: Es ist eine Herausforderung für die Gesetze der Physik und der Mechanik (abgesehen von denen der Straßenverkehrsordnung!).

Am Mittwoch habe ich mich auf die Reise nach Italien begeben, wo ich Donnerstag mit Zwischenstopps in Paris und Nizza ankam. Es waren die ersten Flüge, die wieder in der Zentralafrikanischen Republik gestartet sind, und es gab tausend Vorsichtsmaßnahmen.

Jetzt bin ich – wie alle, die aus dem Ausland nach Italien einreisen - in Quarantäne. Gott und meinen Mitbrüdern sei Dank, bin ich hier in Bocca di Magra, einem kleinen Paradies auf einem Steilfelsen am Meer. 

Nach der Quarantäne nehme ich am Provinzkapitel teil, und ich plane, am 11. August in die Zentralafrikanische Republik zum Schuljahresbeginn zurückzukehren, den wir für den 1. September angesetzt haben.










Paris

Bocca di Magra


Freitag, 3. Juli 2020

Verschobene Pfingsten




Verschobene Pfingsten

 Auch Pfingsten haben wir hier in Bozoum zweimal erlebt. Außer dem „regulären“ Datum haben am vergangenen Samstag ca. 50 Jungen, Mädchen, Jugendliche und Erwachsene das Sakrament der Firmung empfangen.

Es ist das Sakrament der christlichen Reife, das die Gabe des Heiligen Geistes, das wir in der Taufe empfangen haben, bekräftigt und aus einem Christen einen lebendigen Zeugen Christi macht.

 Am Samstagvormittag kam der Bischof von Bouar an, und am Nachmittag um 16 Uhr haben wir die Messe gefeiert, bei der die Firmungen gespendet wurden. Der Bischof ist noch bis Sonntagvormittag bei uns geblieben und hat die Messe um 8:30 Uhr gefeiert.

Am Dienstagvormittag bin ich sehr früh mit dem Auto nach Bouar gefahren, von wo aus mich um 10 Uhr ein kleines Flugzeug der Vereinten Nationen nach Bangui gebracht hat. Dort hatte ich einige Sitzungen, und am frühen Mittwochmorgen bin ich mit den jungen kamerunischen Studenten unserer Gemeinschaft nach Bouar gefahren.

Es gab einige Probleme mit dem Auto. Nachdem es ein paarmal angeschoben wurde, um wieder zum Laufen gebracht zu werden, hat es sich 10 Km vor dem Ziel entschieden, vollends zu streiken! Unsere Mitbrüder aus Bouar kamen uns zur Hilfe, und es gelang uns, es wieder zum Laufen zu bringen und gegen 16:30 Uhr am Ziel anzukommen.

Heute, am Donnerstag, hatte ich beabsichtigt, nach Bocaranga zu fahren. Gestern Abend war alles ruhig, aber seit 4:30 Uhr am Morgen gab es Kämpfe, wegen derer ich die Fahrt absagen musste und nach Bozoum zurückgekehrt bin.

In dem Gebiet gibt es Rebellen der Gruppe 3R, die das Friedensabkommen von Khartoum aufgekündigt haben und sich weigern, die Gegend zu verlassen, wo sie die Menschen, besonders die Fulani-Viehhirten, ausbeuten.

Ich wollte nach Bocaranga fahren, um die Verteilung der Eimer und des Materials zum Händewaschen und die anderen Covid-19-Schutzmaßnahmen zu begutachten. Dank der Hilfe des CRS, eines der Caritasverbände der USA, sind wir dabei, 1.500 Vorrichtungen zum Händewaschen zu verteilen, um sie an öffentlichen Orten aufzustellen (auf den Märkten, in den Büros, Schulen, Kapellen etc.)

In Bozoum haben wir in diesen Tagen diese Verteilungen vorgenommen.

Das Virus breitet sich weiter aus: Jetzt sind wir bei 3.823 Infizierten und 47 Todesfällen. Besorgniserregend ist der sehr hohe Anteil an positiven Textergebnissen: über 14,6 Prozent der Getesteten sind positiv.

Nicht den Mut verlieren!