P.Matteo |
Bozoum |
P. Aurelio, der Autor dieses Blogs, ist seit 1992 als Missionar in der Zentralafrikanischen Republik tätig: 11 Jahre in Bouar, 17 Jahre als Pfarrer von Bozoum, einer Mission mit 40 Dörfern, 20 Schulen (bis zum Gymnasium), einem Zentrum für 200 Waisen, einer Klinik und vielen Aktivitäten (Brunnenbau, Landwirtschaft usw.), und seit 2020 in Baoro. Am 23.Febr. 2024 wurde der italienische Karmelit zum Bischofskoadjutor von Bangassou ernannt. Die 135.000 km2 große Diözese liegt im Südosten des Landes
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La nuova cappella di Bokongo La nouvelle chapelle de Bokongo |
Bauen und wiederaufbauen
Nach mehrmonatiger Arbeit werden wir am Samstag, d. 12. September, die neue Kapelle im Dorf Bokongo einweihen.
Hier haben wir vor einigen Jahren dank der Großzügigkeit guter Menschen den Brunnen gegraben und eine schöne Schule gebaut. Und dank der Großzügigkeit einer anderen Person, eines Priesters, haben wir ein schönes kleines Kirchlein errichten können. Mit rechteckigem Grundriss, mit einem vorgebauten Kreuz, das als Glockenturm dient, misst das Kirchlein 12 x 7 Meter, um einen bedeckten Raum zu schaffen. Von Licht durchflutet und gut belüftet, ist sie aus befestigter Erde gebaut, einer neuen Technik in der Zentralafrikanischen Republik. Innen sind die Bänke für die Leute und der Altarraum für die Eucharistiefeier mit einem Holzaltar. Und im Hintergrund ist ein Kreuz und ein Relief aus Terracotta, das die Heilige Familie darstellt (der die Kapelle geweiht ist).
Dieses Dorf, das 15 Kilometer von Bozoum entfernt gelegen ist, wird so einen schönen Ort haben, um zu beten und zu feiern.
Und in diesem Dorf sind auch 200 Peul-Familien (oder Fulani), nomadisch lebende Viehhirten, die zurückgekehrt sind. Es handelt sich um einen nomadischen Volksstamm, dessen einziger Reichtum die Rinderzucht ist. Sie waren im Februar hier, und schon damals haben wir versucht, ihnen zu helfen. Das Dorf hat sie ohne allzu viele Probleme aufgenommen. Sie haben dann versucht, nach Süden zu ziehen, aber jetzt sind sie hierher zurückgekehrt.
Die Peuls (oder Fulani) sind ein sehr altes Volk mit sehr alten Traditionen. Sie kommen aus dem Tschad und aus Ländern wie Nigeria oder aus Kamerun. Sie sind seit Beginn des 20. Jahrhunderts hier. Für sie sind Grenzen und Gesetze Konzepte, die ein bisschen abstrakt sind.
Aber in diesen Jahren des Krieges und der Unordnung haben sie fast ihr gesamtes Vieh verloren. Und so sind sie gezwungen, sich auf der Suche nach einem permanenten Aufenthalt fortzubewegen. Aber sie sind oft Opfer von Übergriffen und Gewalttaten sowohl seitens der verschiedenen Rebellenbewegungen (wie den 3R, die sie oft als Vorwand verwenden, um ihre Existenz zu rechtfertigen, und sie dann zu benutzen und auszurauben) als auch seitens der Behörden.
Gerade in den letzten Tagen hat der Präfekt mir die Liste der Peuls geschickt und mich gebeten, ihnen zu helfen. Wir tun es gern. Es ist aber traurig zu sehen, dass, während die Behörden die Caritas bitten, diesen Menschen zu helfen, diese selben Behörden zugleich von ihnen profitieren. Sie haben alle Fulani-Familien dazu verpflichtet, sich ein Ausweisdokument ausstellen zu lassen, und haben sich dafür bezahlen lassen. Der an den Präfekten gezahlte Betrag (5.000 zentralafrikanische Franken, ca. 7,50 Euro) ist für jemanden, der bedürftig ist und praktisch nichts mehr hat, eine enorme Summe. Und es schmerzt zu sehen, dass diejenigen, die die Bevölkerung schützen müssten, sie benutzen, um sich zu bereichern.
A scuola à l'école |
Peuls à Bokongo |
Gesuchtes Gold, verschwendetes Gold
Nach dem Abzug der chinesischen Firmen aus Bozoum vor einigen Monaten musste kontrolliert werden, wie sie den Fluss und das Gebiet, in dem sie Gold geschürft haben, hinterlassen haben.
Auch Amnesty International war zu diesem Thema zurückgekehrt mit einer Erklärung unter dem Titel: „Trotz des Abzugs der chinesischen Firmen bleibt die Notwendigkeit der Untersuchung, Rechenschaft und Wiederherstellung bestehen“. Hier das Dokument auf Französisch und Englisch:
https://www.amnesty.org/en/documents/afr19/2708/2020/en/
https://www.amnesty.org/fr/documents/afr19/2708/2020/fr/
Vergangenen Samstag fand ich endlich die Zeit, um dorthin zu fahren und ein Auge darauf zu werfen. Und ich fand ein Bild der Verwüstung vor: Hektarweise sind der Fluss und seine Ufer durch Schuttberge und Löcher, in denen dickflüssiges, weißliches Wasser steht, bedeckt. Es wurden keinerlei Arbeiten ausgeführt, um das Ganze in Ordnung zu bringen, obgleich der Premierminister und die Minister für Bergbau und Minenwesen, für Umweltschutz und für Gewässer und Forstwesen es versprochen hatten. Und das, obgleich in Bozoum Behörden ansässig sind, die eine Kontrolltätigkeit ausüben sollten (der präfektorale Dienst für Minen, für Umwelt, die Minenbrigade) und trotz der Versicherungen des Präfekten, des Unterpräfekten und der verschiedenen Behörden.
Die verschiedenen Schürfstellen sind sehr gefährlich. Ein Einwohner des Dorfes Boyele sagte mir, dass er sich immer begleiten lasse, wenn er in dieses Gebiet geht, da er Angst habe, dass er in ein Loch fallen oder dass die Erde absacken könnte. Leider ertrinken immer noch sehr viele Menschen. Zu viele.
Und während ich auf diese Verwüstungen blickte, bin ich einmal mehr zu der Überzeugung gelangt, dass wir mehr und besser arbeiten müssen, indem wir insbesondere bei der Erziehung und Bildung beginnen.
Und gerade aus diesem Grund haben wir am Dienstag, d. 1. September, und am Mittwoch, d. 2. September, unsere Schulen wiedereröffnet. Die Schulen waren Ende März wegen des Coronavirus geschlossen worden, und wir wollen sie jetzt wieder öffnen, um zu versuchen, die verlorene Zeit aufzuholen und ein neues Schuljahr zu garantieren. Die Arbeit wird hart sein, aber je länger wir warten, desto höher wird das Risiko, dass die Kinder und Jugendlichen, Jungen und Mädchen, zwei Schuljahre verlieren.
Die Regierung hat noch kein Datum für die Öffnung der Schulen festgelegt, und es besteht die Gefahr, dass sie bis Januar 2021 geschlossen bleiben. Und das ist nicht akzeptabel!
Gesuchtes Gold, verschwendetes Gold!
Pünktlich kommen die Orchideen wieder
Als ich am 12. August nach Bozoum zurückkehrte, schaute ich in den Mangobäumen der Missionsstation sofort nach, ob es schon Orchideen gibt.
Jedes Jahr erblühen sie pünktlich im August. Die Äste der Mangobäume (und wer weiß, warum nur die Mangobäume? Und wer weiß, warum fast nur in Bozoum?) werden hell von schönen Streifen weißer Sterne.
Wir befinden uns noch mitten in der Regenzeit, und die Straßen erinnern mich oft daran, weil sie sich mit großen Pfützen und Schlamm füllen.
Am Mittwochnachmittag, als die Quarantäne nach meiner Rückkehr aus Italien zu Ende ging, fuhr ich nach Yaloke, das 170 Km von Bozoum entfernt gelegen ist. Dort musste ich auf der Polizeistation die Dokumente des verunfallten Autos und das Protokoll abholen.
Dann fuhr ich weiter nach Baoro, wo ich bei unserer Gemeinschaft einen Zwischenstopp einlegte, und am Nachmittag war ich in Bouar, wo ich mich für Sitzungen mit der Caritas, aber vor allem, um meine Mitbrüder zu treffen, um die verschiedenen Termine für unsere in der Ausbildung befindlichen jungen Leute zu organisieren, auch am nächsten Tag aufhielt.
Am Donnerstagabend bin ich bei Regen wieder nach Bozoum zurückgefahren.
Aber die Orchideen erwarteten mich.