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Sonntag, 14. April 2013

Krieg und Frieden



Genau wie in den vergangenen paar Monaten wechselten sich diese Woche Momente der Freude mit leider vielen Momenten des Kummers und der Traurigkeit ab...       
Während im Rest des Landes die Situation traurigerweise sehr angespannt ist, leben wir hier in Bozoum relative ruhig. Warum? Wahrscheinlich ist es so dank des Willens der Leute und zugleich dank der Anwesenheit des Konsuls des Tschad, den die Rebellen jedesmal aufsuchen, wenn sie dieses Gebiet passieren.
Am Montag nehmen wollen wir die Bauarbeiten am neuen Wohnheim für Schüler, die von weither kommen, wieder aufnehmen. Hoffen wir das Beste!
Letzten Mittwoch machten  ich, Joseph (der Mechaniker) und Christin ( der  Verantwortliche der Sparkasse)  uns auf den Weg nach Ndim, einem Dorf, das 160 Km nördlich gelegen ist. Schlechte Straßen, noch schlechtere Brücken. Gegen acht kamen  wir in Bocaranga an, wo es eine kleine Kapuzinerpfarrei und ein Haus der Barmherzigen Schwestern gibt. In diesem Dorf hatten die Rebellen eine amerikanische Nichtregierungsorganisation namens IRC geplündert, die sich mit Erziehung, Brunnenbauen und Gesundheitsfürsorge befasst hatte...
Auf dem Weg aus Bocaranga heraus begegneten wir einem Auto voller Rebellen.  Maschinengewehre, Patronengürtel, Sonnenbrillen. Beunruhigend.  Aber wir  fuhren vorbei, als sei nichts passiert.
Gegen 9 Uhr kamen wir in Ndim an. Dort gibt es eine Gemeinschaft von Kapuzinern und eine der Barmherzigen Schwestern.  Es geht ihnen gut, auch wenn alle sehr besorgt und angespannt sind und seit Monaten unter sehr, sehr schweren  Bedingungen leben.
Sie haben auch die Schulen wiedereröffnet und genauso wie wir, versuchen sie den Kindern in Bocaranga den Eindruck von Normalität zu vermitteln.
Wir besuchten die Sparkasse, die letzte Woche von den Rebellen angegriffen und geplündert worden war. Sie rissen das Gitter heraus,  schlugen die Holztür ein und gelangten ins Innere, plünderten alles, was sie finden konnten, rissen alle Schubladen auf und versuchten, den Safe aufzubrechen. Sie schafften es nicht, richteten aber großen Schaden im Wert von fast 2000 Euro an (Bargeld, drei Batterien für Solarkollektoren, Rechner, Stühle, Finanzregister und Bücher), und was schlimmer ist: Sie haben diese ganze Initiative ernstlich in Frage gestellt.
Nach dem Mittagessen brechen wir auf, um zurückzufahren. Wir nehmen einige Schüler mit, die ihre Familien besucht haben.  Das Wichtigste ist aber, dass Pierre mit uns kommt. Er ist 14 und hatte schwere Sprachstörungen und psychologische Traumata (er konnte nicht sprechen und benahm sich merkwürdig). Gott sei Dank geht es ihm besser, und er kann zurück nach Hause kommen!
Am Donnerstagnachmittag hielten wir eine Lehrerkonferenz für das zweite Trimester ab, gestern früh teilten wir die Zeugnisse aus.  Am Freitag veranstaltete ich einen Lehrgang für die Jugendlichen über die Probleme, die wir durchleben, um zu versuchen, ihnen zu helfen, darüber nachzudenken und sie zu verstehen.
Gestern erhielten wir schlechte Nachrichten: Die Rebellen griffen das Seminar in Bangui an und abends das in Yole. Dank der Hilfe des Erzbischofs gelang es, das Schlimmste zu verhindern. Die Rebellen zogen ab, nachdem sie einige Autoscheiben zerbrochen hatten...
Die Situation in Yole ist besorgniserregend. Um 20 Uhr kamen zwei bewaffnete Rebellen und ein Typ aus Bouar hier an, nahmen eine junge Krankenschwester als Geisel und verlangten Einlass. Sie forderten Geld und schossen einige Male. In der Zwischenzeit warnten einige Patres Bouar über das Lokalradio Siriri.
 Einige Freunde gingen den Rebellenführer zu suchen und brachten ihn und einige andere  bewaffnete Elemente her.  Letztere dachte, es seien noch Rebellen im Inneren, und begannen zu schießen, aber die Rebellen waren schon weg.
Die Bilanz: Große Angst,  Einschüsse in den Mauern, glücklicherweise aber keine Verletzten oder Schlimmeres... Das Problem ist, dass in Yole 80 Schüler sind, und nun wissen die Patres (Pater Enrico, Pater Maurice und Pater Marco) nicht, ob sie sie dort lassen sollen oder nicht...
Drei Wochen nach dem Putsch ist klar zu sehen, dass die neuen Herren keine Ahnung haben, wie sie dieses Land regieren sollen...
 

 

 




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