Genau wie in den vergangenen paar Monaten
wechselten sich diese Woche Momente der Freude mit leider vielen Momenten des
Kummers und der Traurigkeit ab...
Während im Rest
des Landes die Situation traurigerweise sehr angespannt ist, leben wir hier in
Bozoum relative ruhig. Warum? Wahrscheinlich ist es so dank des Willens der
Leute und zugleich dank der Anwesenheit des Konsuls des Tschad, den die
Rebellen jedesmal aufsuchen, wenn sie dieses Gebiet passieren.
Am Montag
nehmen wollen wir die Bauarbeiten am neuen Wohnheim für Schüler, die von
weither kommen, wieder aufnehmen. Hoffen wir das Beste!
Letzten Mittwoch machten ich, Joseph (der Mechaniker) und Christin (
der Verantwortliche der Sparkasse) uns auf den Weg nach Ndim, einem Dorf, das 160
Km nördlich gelegen ist. Schlechte Straßen, noch schlechtere Brücken. Gegen
acht kamen wir in Bocaranga an, wo es
eine kleine Kapuzinerpfarrei und ein Haus der Barmherzigen Schwestern gibt. In
diesem Dorf hatten die Rebellen eine amerikanische Nichtregierungsorganisation
namens IRC geplündert, die sich mit Erziehung, Brunnenbauen und
Gesundheitsfürsorge befasst hatte...
Auf dem Weg aus Bocaranga heraus begegneten
wir einem Auto voller Rebellen.
Maschinengewehre, Patronengürtel, Sonnenbrillen. Beunruhigend. Aber wir
fuhren vorbei, als sei nichts passiert.
Gegen 9 Uhr kamen wir in Ndim an. Dort gibt es
eine Gemeinschaft von Kapuzinern und eine der Barmherzigen Schwestern. Es geht ihnen gut, auch wenn alle sehr
besorgt und angespannt sind und seit Monaten unter sehr, sehr schweren Bedingungen leben.
Sie haben auch die Schulen wiedereröffnet und
genauso wie wir, versuchen sie den Kindern in Bocaranga den Eindruck von
Normalität zu vermitteln.
Wir besuchten die Sparkasse, die letzte Woche
von den Rebellen angegriffen und geplündert worden war. Sie rissen das Gitter
heraus, schlugen die Holztür ein und
gelangten ins Innere, plünderten alles, was sie finden konnten, rissen alle
Schubladen auf und versuchten, den Safe aufzubrechen. Sie schafften es nicht,
richteten aber großen Schaden im Wert von fast 2000 Euro an (Bargeld, drei
Batterien für Solarkollektoren, Rechner, Stühle, Finanzregister und Bücher),
und was schlimmer ist: Sie haben diese ganze Initiative ernstlich in Frage
gestellt.
Nach dem Mittagessen brechen wir auf, um
zurückzufahren. Wir nehmen einige Schüler mit, die ihre Familien besucht
haben. Das Wichtigste ist aber, dass
Pierre mit uns kommt. Er ist 14 und hatte schwere Sprachstörungen und psychologische
Traumata (er konnte nicht sprechen und benahm sich merkwürdig). Gott sei Dank
geht es ihm besser, und er kann zurück nach Hause kommen!
Am Donnerstagnachmittag hielten wir eine Lehrerkonferenz
für das zweite Trimester ab, gestern früh teilten wir die Zeugnisse aus. Am Freitag veranstaltete ich einen Lehrgang
für die Jugendlichen über die Probleme, die wir durchleben, um zu versuchen,
ihnen zu helfen, darüber nachzudenken und sie zu verstehen.
Gestern erhielten wir schlechte Nachrichten:
Die Rebellen griffen das Seminar in Bangui an und abends das in Yole. Dank der
Hilfe des Erzbischofs gelang es, das Schlimmste zu verhindern. Die Rebellen
zogen ab, nachdem sie einige Autoscheiben zerbrochen hatten...
Die Situation in Yole ist besorgniserregend.
Um 20 Uhr kamen zwei bewaffnete Rebellen und ein Typ aus Bouar hier an, nahmen
eine junge Krankenschwester als Geisel und verlangten Einlass. Sie forderten
Geld und schossen einige Male. In der Zwischenzeit warnten einige Patres Bouar
über das Lokalradio Siriri.
Einige
Freunde gingen den Rebellenführer zu suchen und brachten ihn und einige andere bewaffnete Elemente her. Letztere dachte, es seien noch Rebellen im
Inneren, und begannen zu schießen, aber die Rebellen waren schon weg.
Die Bilanz: Große Angst, Einschüsse in den Mauern, glücklicherweise
aber keine Verletzten oder Schlimmeres... Das Problem ist, dass in Yole 80
Schüler sind, und nun wissen die Patres (Pater Enrico, Pater Maurice und Pater
Marco) nicht, ob sie sie dort lassen sollen oder nicht...
Drei Wochen nach dem Putsch ist klar zu sehen,
dass die neuen Herren keine Ahnung haben, wie sie dieses Land regieren
sollen...
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