Seitdem die Seleka-Rebellen weg sind, schlagen wir uns nun mit den Anti-Balaka herum!
Es vergeht kein Tag ohne Diskussionen oder ohne ein Treffen mit der
Bevölkerung und den Anti-Balaka. Sie sollen zur Vernunft gebracht
werden und mit den Gewalttaten, den Diebstählen und den
Einschüchterungen aufhören. Der Staat existiert nicht und es ist schwer,
alle ruhig zu halten.
Ich bin sehr besorgt wegen der Moslems und der Fulbe, die ihre
Häuser verlassen mussten, weil sie von den Anti-Balaka bedroht wurden.
Sie haben praktisch alles durch die Plünderungen verloren. Wir
versuchen, sie zu unterstützen und zu ermutigen und versorgen sie
unaufhörlich mit Wasser und Reis.
Der Weg des Friedens ist lang und schwierig. Ich sage oft, dass er wie ein Neugeborenes ist, das viel Aufmerksamkeit braucht!
Samstag, 18. Januar 2014
Ein ziemlich ruhiger Tag. Treffen mit der MISCA, OCHA, HCR und anderen.
Um 9.30 Uhr findet ein Treffen mit den Moslems statt, um
festzustellen, ob sie aufbrechen oder bleiben wollen und ob sie bereit
sind, die Waffen niederzulegen…
Um 16 Uhr ein Treffen mit den Anti-Balaka…es fällt aus, weil sie nicht erschienen sind.
Gegen 21 Uhr Schüsse (wohl von Plünderern)
Sonntag, 19.Januar 2014
Gegen 7 Uhr morgens fahre ich in das arabische Viertel, um den
ungefähr 1000 Moslems, die dort Zuflucht gesucht haben, Wasser zu
bringen.
Ich kehre zu Fuß zurück, um die Lage in Augenschein zu nehmen. Nach
der Messe gehe ich wieder in die Stadt zu einem Treffen und gehe,
nachdem ich den Markt gesehen habe (er war mehr als einen Monat
geschlossen und ist endlich geöffnet) wieder ins arabische Viertel.
Gegen Mittag bin ich mit mehr Wasser zurück und werde einige Runden hin
und her machen.
Die Situation bleibt angespannt: Viele Anti-Balaka haben eine
Armbinde umgemacht, als ob sie lange in der Stadt bleiben wollten. Aber
wozu?
Es gab auch Fälle von Raub und eine Vergewaltigung. Wir sind sehr
besorgt, weil viele Waffen im Umlauf sind und weil es den Anti-Balaka
wahrscheinlich gelungen ist, ihre Kalaschnikows zurückzubekommen.
Montag, 20.Januar 2014
Ein Tag mit großem Durcheinander. Viel Bewegung in der Stadt, viele
Anti-Balaka kehren mit Waffen in die Stadt zurück und es bedeutet viel
Arbeit, sie zu entwaffnen und sie dazu zu bringen, außerhalb zu bleiben.
Am Vormittag treffen wir uns mit ihnen, aber sie schaffen es nicht,
sich darauf zu einigen, wer und wie viele von ihnen daran teilnehmen
sollen.
Schließlich treffen wir uns um 14 Uhr wieder, wir hören zu und
arbeiten Punkte aus, die respektiert werden sollen, damit der Frieden in
die Stadt zurückkehrt. Gegen 15 Uhr erreicht uns mitten in der
Versammlung die Nachricht, dass eine Frau zur Präsidentin der
Zentralafrikanischen Republik gewählt wurde. Diese Nachricht wurde gut
aufgenommen.
Gegen 20.30 Uhr gibt es mehrere Schüsse in der Stadt. Vielleicht
schießt die MISCA in die Luft, um Diebe und Anti-Balaka-Mitglieder
abzuwehren.
Dienstag, 21. Januar 2014
Endlich ein Tag ohne allzu große Probleme.
Am Vormittag kommt die Ablösung der kamerunensischen Soldaten der MISCA an.
Bozoum bekommt auch Besuch von einer Delegation der UNO: OCHA, WFP, Unicef, HCR, usw.
Aber sie könnten effektiver sein und mehr reagieren.
Am Nachmittag erhalten wir die Nachricht, dass die Seleka von Bouar
abgezogen ist. Das Problem ist, dass sie sich nach Norden wendet. Ihre
Ankunft in Bocaranga ist eine einzige Katastrophe!
Hier das Zeugnis der Missionare von Bocaranga:
Unsere Missionsstation in Bocaranga ist in der Hand der
Seleka-Rebellen, die Bouar gestern Abend verlassen haben, um in den
Tschad zu ziehen. Von allen Seiten schießen sie mit schweren Waffen.
Aus den Nachrichten, die wir von Pater Cyprian erhalten haben, haben wir
erfahren, dass sie wie verrückt geschossen, geschossen, geschossen
haben.
Es gibt Löcher in den Wänden des Klosters. Sie haben alle Autos der
Patres und Schwestern gestohlen, auch Geld, Computer, Telefone,
Fotoapparate…
Es war schrecklich! Eine Frau, die zu uns geflohen ist, ist tot,
und Pater Nestor ist an einem Arm verletzt. Ich wurde darüber
informiert, dass die Kolonne dieser Mörder Richtung Ndim und Ngaoundaye
zieht. Wir haben die Brüder dort gewarnt und ihnen gesagt, dass sie
einige Vorkehrungen treffen sollten. In diesem Augenblick schießen die
Seleka-Rebellen noch in Ngaoundaye.
Gegen 21 Uhr sind hier in Bozoum noch Schüsse zu hören. Wir möchten
wissen, ob es Schüsse der MISCA sind, um die Anti-Balaka
einzuschüchtern.
Mittwoch und Donnerstag, 22. und 23. Januar 2014
In diesen zwei Tagen gab es praktisch keine Schüsse (es waren nicht einmal 20). Könnte das der Anfang einer Zeit der Ruhe sein?
Wir fahren mit den Treffen, mit der Sensibilisierung der
Anti-Balaka und der Bevölkerung fort. Ich besuche mehrmals am Tag die
Moslems und die Fulbe, die zurückgeblieben sind. Viele haben wegen der
Plünderungen in den letzten Tagen fast alles verloren. Es sind 2500
verängstigte Personen, die gezwungen sind, unter sehr harten Bedingungen
zusammenzuleben. Jeden Tag bringe ich Trinkwasser und ungefähr 250 kg
Reis, den ich von den Bauern kaufe (die Rationen des
Welternährungs-Programms sind seit einem Monat zu Ende).
Mit OCHA und UNHCR gehe ich jeden Tag in die Dörfer, die von der
Seleka verbrannt wurden. Wir fahren nach Bossangoa, Paoua-Bocaranga und
Bouar. Die Anti-Balaka beginnen, in ihre Dörfer zurückzukehren, und die
Menschen, die in die Wälder geflohen sind, kehren in ihre Häuser zurück,
von denen viele niedergebrannt sind. Wir haben mindestens 1357
verbrannte Häuser. 6000 Menschen sind davon betroffen.
In einigen Dörfern sind die Schulen wieder geöffnet, aber Schüler
gehen nur in unsere Schulen in der Missionsstation. Aber die anderen
werden folgen.
Freitag, 24. Januar 2014
Es laufen noch einige Anti-Balaka herum, die verlangen, dass alle Moslems weggehen sollen…
Jedenfalls versuchen wir weiterhin beharrlich, die Menschen zu beruhigen und Schritte nach vorn zu machen.
Gegen 8.30 Uhr fahre ich 7 km nach Bata, wo sich eine Bibelschule
der Brüder für Pastoren der evangelischen Kirche befindet. Ich bringe
450 kg Reis. Eine Gruppe von Frauen beginnt, vor Freude zu singen und zu
tanzen, als sie das Auto sehen.
Ich treffe weiterhin die Anti-Balaka und bitte sie, nach Hause zurückzukehren und ruhig zu bleiben.
Da die Seleka abgezogen ist, ist ihre Anwesenheit in der Stadt sinnlos.
Andererseits gibt es viele Dörfer, die von der Seleka in Brand
gesteckt wurden, und mehr als 1300 Häuser müssen wieder aufgebaut
werden.
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