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Freitag, 26. Februar 2021

Auf der Straße nach…

 

 

 

Auf der Straße nach…

Ganz langsam verbessert sich die Situation in der Zentralafrikanischen Republik, wenn auch nur vorläufig und in einigen Gebieten. Die Zukunft ist ziemlich unklar und ich befürchte, dass dieses schöne Land auf lange Sicht weiterhin von Problemen geplagt wird.

Die Flüchtlinge von Bouar sind alle in ihre Häuser zurückgekehrt. Wir danken Gott und der Unterstützung vieler Menschen. Jetzt ist es notwendig, daran zu denken, wie man diese Rückkehr festigen und wie man helfen kann, damit das Leben wieder weitergeht.

Am Samstag und Sonntag konnte ich in die kleinen Dörfer Zoungbe und Balembe fahren, wo ich die Messen gefeiert habe.

Am Montagmorgen bin ich nach Bangui gefahren. Ich hatte ein bisschen Angst, weil diese Straße nun schon seit zwei Monaten von Rebellengruppen blockiert wird. Es ist die einzige Straße, auf der die Waren in die Hauptstadt gelangen können. Seit einigen Wochen versuchen Soldaten aus Russland, Ruanda und der Zentralafrikanischen Republik, die Straße zu befreien und man sieht die ersten Konvois mit starkem Geleitschutz fahren. Sie werden von Hubschraubern bewacht.

Ich bin um 5 Uhr von Baoro aufgebrochen. Die Fahrt war eigenartig, weil es viele militärische Kontrollpunkte und praktisch keinen Verkehr gab: Wir begegneten einigen Motorrädern, einem Auto oder zweien- das war’s.

Um 10:30 Uhr kam ich in Bangui an und atmete erleichtert auf. Ich bin sofort zum Institut Pasteur gegangen, um den Coronatest zu machen, den ich brauchte, um nach Italien fliegen zu können.

Den Mittwoch verbrachte ich mit verschiedenen Treffen und Versammlungen und wartete auf das Testergebnis. Es erreichte mich im letzten Augenblick, um 8 Uhr am Dienstagmorgen, drei Stunden vor meinem Abflug!

Der Flug nach Italien verlief ruhig, und gestern, am Donnerstag, d. 25. Februar, kam ich in Cuneo an.

Ich werde mich einige Wochen in Italien aufhalten, um nach dem Tod unserer Mutter ein bisschen bei meiner Familie zu bleiben und auch, um Mitbrüder und Freunde zu treffen, soweit es Corona erlaubt.

 


Gauthier et p.Matteo

Bouar - I rifugiati lasciano il sito della Cattedrale e tornano alle loro case
Les déplacés du site de la Cathédrale retournent à leur maisons



Zoungbe

Balembe



Sulla strada verso Bangui: un camion bruciato
Sur la route vers Bangui: un camion brulé

Cuneo




 

 

Freitag, 19. Februar 2021

Ganz langsam öffnet sich eine Straße

 

 

Ganz langsam öffnet sich eine Straße

Langsam, sehr langsam scheint sich die Zentralafrikanische Republik einer kleinen Verbesserung der dramatischen Situation, die sich nun seit zwei Monaten hinzieht, zu nähern. In diesen Tagen fuhren die ersten Lastwagenkonvois in Richtung Bangui. Seit dem 22. Dezember hatte kein Lastwagen die errichtete Straßenblockade der Rebellen passieren können. Die Hauptstadt hat große Schwierigkeiten. Die Preise haben sich verdoppelt oder verdreifacht, was eine harte Prüfung für die Familien bedeutet. Auch die Dörfer an der Straße haben plötzlich große wirtschaftliche Einbußen, weil der Verkauf von Gemüse, Obst, Maniok, Holz und Kohle und auch verschiedene Dienstleistungen für die Lastwagen eingestellt wurden. In jeder Woche fuhren 600 bis 1.000 Lastwagen in beide Richtungen.

Gott sei Dank wird auch die Lage in Bouar besser. Dank der Hilfe vieler Menschen, besonders der Caritas der Vereinigten Staaten, Siriri aus Prag und vieler Menschen mit Herz konnten wir am Samstag, d. 13. Februar, eine große Verteilung organisieren. Mehr als 2.800 Familien (etwa 17.000 Menschen) wurden an der Kathedrale und an den Pfarrkirchen Fatima, St. Laurentius, St. Michael, St. Elias und in den drei Seminaren begrüßt. Und jede Familie erhielt Reis, Öl, Sardinen, Zucker, Kaffee, Suppenwürfel, Tomatenmark, Seife und Reinigungsmittel.

Dank dieser Hilfe und weil sich die Situation verbessert hat, konnten viele Menschen in ihre Häuser zurückkehren. Heute, am 18. Februar, fahre ich durch Bouar und bin von dem Unterschied zwischen der aktuellen Situation und der vor einer Woche beeindruckt. Von 17.000 Menschen sind jetzt noch zwei- oder dreitausend anwesend, die in den nächsten Tagen aufbrechen müssten.

Als Priester und Ehrenamtliche an den verschiedenen Orten die Hilfsgüter verteilten, konnte ich live (durch die Wunder der Technologie) das Requiem für meine Mutter sehen:

https://www.youtube.com/watch?v=jlzFULgeaE8&feature=youtu.be 

Es war ein sehr schwieriger Moment, aber voller Dankbarkeit Gott gegenüber für das Geschenk, das er mir und uns in der Person meiner Mutter gemacht hat.

Der Dank und die Verbundenheit der vielen Menschen, die auf die eine oder andere Weise ihre Nähe ( im Gebet und mit Hunderten von Bekundungen) ausgedrückt haben, haben mir sehr geholfen.

Danke!

Gestattet mir, Euch den Brief, den ich an meine Mutter gerichtet habe und den meine Schwester Marisa bei der Begräbnisfeier vorgelesen hat, mitzuteilen:

Ciao, Mama!

Ich möchte Dich noch ein Mal grüßen. Und ich weiß, dass es nicht das letzte Mal sein wird!

Ich bin Aurelio, Dein Sohn, der am weitesten entfernt ist. Aber trotz der Kilometer bin ich dank des Gebetes und der Zuneigung dennoch nahe.

Im September 1992, als ich gerade endgültig in die Mission in der Zentralafrikanischen Republik aufbrechen wollte, haben wir uns im Krankenhaus begrüßt. Du und Papa, ihr hattet alles vorbereitet, um mich bis Paris zu begleiten. Aber Du bist gefallen, hast Dir einen Rückenwirbel gebrochen und konntest das Krankenhaus nicht verlassen.

Ich erinnere mich, dass Du mich voller Zuneigung kräftig umarmt hast, als ich im September 1992 kam, um vor meiner Abreise Abschied zu nehmen. Und Du hast nicht geweint. Ich bin sicher, dass Du geweint hast, als ich aus Deinem Zimmer gegangen war. Aber Du wolltest mir helfen, unbeschwert aufzubrechen.

Und es ist ein bisschen wie ein Bild Deines ganzen Lebens: immer die anderen vorzulassen, keine Last sein, nicht stören…

Und Du wolltest auch niemanden durch Deinen Tod stören, indem Du uns ein bisschen unvorhergesehen, aber nach vielen Monaten der Krankheit und des Kräfteverfalls verlassen hast.

Gestern habe ich Dich dank des Telefons gesehen: Du warst gut angezogen und hattest den Rosenkranz in der Hand.

Wie viele Rosenkränze sind durch Deine Hände gegangen!

Wie viel Tajarin (Eiernudeln) und Ravioli haben Deine Hände hergestellt!

 Wie viele Zärtlichkeiten und Bonbons haben Deine Hände geschenkt!

Wie viel Stoff und Stoffstücke haben Deine Hände genäht! Vorhänge, Tischdecken, Bettwäsche, Kissen und Topflappen…verteilt über Italien und Afrika.

Dein Glaube war stark und einfach und Du hast Dich gefreut, wenn Du andere froh machen und erfreuen konntest.

Jetzt bist Du endlich bei Papa, bei Giuseppe, bei Luisella. Und bei den vielen Freundinnen und Freunden, die Du getroffen und die Du mit deinen Aufmerksamkeiten und Deiner Zuneigung viele, viele Jahre lang erfreut hast.  

Du wirst uns fehlen, Mama, mir, Giovanni, Marisa, Flavio und Franca.

Du wirst Deinen Enkeln sehr fehlen, Daniela, Mauri, Valentina und Lu.

Aber Dein Leben hinterlässt eine schöne Spur und wir können Gott nur danken, dass er Dich geschenkt hat und dass wir uns viele Jahre lang an Dir erfreuen konnten.

Und Du wirst uns weiterhin nahe sein. Davon bin ich mehr als überzeugt.

Du wirst weiterhin wie immer stolz auf jeden von uns sein, auf Deine Kinder und und Enkel.

Hilf uns und begleite uns, so dass wir immer Deinen Stolz verdienen.



Saint Elie a una settimana di differenza: prima e ora
Saint Elie à une semaine de différence: avant et maintenat

Saint Elie a una settimana di differenza: prima e ora
Saint Elie à une semaine de différence: avant et maintenat

Distribuzione viveri ai rifugiati della Yolé Carmes
Distribution des vivres aux déplacés de Yolé Carmes




Il vescovo di Bouar con i viveri da distribuire ai rifugiati
L'eveque de Bouar avec les vivres à distribuer aux déplacés

Catechismo domenicale a Samba Bougoulou
Le catéchisme, le dimanche, à Samba Bougoulou

Riprendono timidamente, ma ben scortati, i convogli di camion per bangui
La reprise des convois de camions, timidement mais bien escortés, en direction Bangui


Maman, avec mon frère Giovanni, moi, ma soeur Marisa, et toutes leurs familles
Mamma con mio fratello Giovanni, mia sorella Marisa, e tutte le loro famiglie


 

 

Donnerstag, 11. Februar 2021

Dörfer, ein Kardinal, viele Mütter und eine Mutter

 

 

 

Dörfer, ein Kardinal, viele Mütter und eine Mutter

Diese Woche war, falls das überhaupt möglich ist, noch voller als sonst!

Am Freitag, d. 5. Februar, bin ich 40 km nach Samba Bougoulou zu einer Ausbildungsversammlung für Katecheten aus diesem Gebiet gefahren.  Am Nachmittag habe ich einige von ihnen nach Igwe gebracht, bin nach Samba Bougoulou zurückgekehrt und habe die anderen nach Yoro gebracht, wo ich bis zum Sonntag geblieben bin. Es sind die Dörfer, die am weitesten entfernt sind, etwa 90 km von Baoro. Schöne Dörfer!

Am Samstagmorgen bin ich zu Fuß nach Sinaforo aufgebrochen, das etwas mehr als 7 km entfernt liegt: Die Straße ist dermaßen schlecht, dass es zu Fuß schneller geht!

Hier zelebrierte ich die Messe und traf die Dorfbewohner. Etwa gegen Mittag machte ich mich dann zu Fuß auf den Rückweg (unter einer Sonne, die Steine sprengt). Nach den Beichten feierte ich am Nachmittag die Eucharistie.

Am Sonntag, d. 7. Februar, hörte ich in Bayanga Didi, einem großen Dorf, Beichte und feierte die Messe.

Gegen 16 Uhr kehrte ich nach Baoro zurück. Hier erhielt ich die Nachricht, dass es meiner Mutter (94 Jahre alt) nicht gut gehe und sie wieder ins Krankenhaus musste. Es war ernst!

Am Montag kamen endlich viele Soldaten an, um die Kontrolle über die Straße, die die einzige Verbindung zwischen der Grenze und der Hauptstadt ist, wieder aufzunehmen. Unter ihnen sind Soldaten aus Russland und aus Ruanda und das Heer der Zentralafrikanischen Republik. Die wenigen Rebellen, die hier in Baoro waren, sind geflüchtet. Am nächsten Tag kamen einige Soldaten nach Bouar. Hier sind die Rebellen abgezogen. Aber man hat Angst, dass sie nicht sehr weit gehen und / oder sich in anderen Städten (Bocaranga, Bozoum, Ngaundaye, Koui, Bozoum) niederlassen und andere Gebiete terrorisieren.

Am Dienstag brach ich schnell nach Bouar auf ( kurz bevor sich die Soldaten auf die Straße begaben). Am Montag und Dienstag besuchte der Erzbischof von Bangui, Kardinal Nzapalainga, die Plattform der Glaubensgemeinschaften: zwei protestantische Pastöre und zwei Imame.

Ich habe sie begleitet, als sie die beiden größten Orte, wo mehr als 17.000 Menschen sich vor etwa einem Monat hingeflüchtet hatten, besuchten. Als sie unser Kloster St. Elias besuchten, begrüßten sie sechs Mütter mit sechs Neugeborenen: Die Babys waren während der Abwesenheit von Zuhause, hier in St. Elias, zur Welt gekommen! Während des Treffens erhielten sie den Segen des Kardinals, des Bischofs von Bouar, von zwei Pastören und zwei Imamen. Ich glaube, dass das die am meisten gesegneten Kinder des Landes sind!

Während wir darauf warten, dass das Heer die Kontrolle über die Straße nach Bouar übernimmt, versuchen wir als Caritas, die Rückkehr der Flüchtlinge in ihre Häuser in den nächsten Tagen vorzubereiten. Dank der Hilfe so vieler Menschen werden wir in den nächsten Tagen an jede Familie eine Ausstattung ( Öl, Zucker, Reis, Kaffee, Seife, Reinigungsmittel usw.) verteilen.

Heute, am 11. Februar, dem Fest der Muttergottes von Lourdes und dem Tag der Kranken, erhielt ich am Vormittag die Nachricht, dass meine Mutter gestorben ist. Nach einigen Monaten des Leidens und Kräfteverfalls kann sie schließlich in Frieden ruhen. Zusammen mit meinem Vater, einem Bruder und einer Schwester.

Missionar zu sein ist auch das. Und die Mutter eines Missionars trägt zusammen mit ihm und manchmal noch mehr als er die Freude und die Mühe des Reiches Gottes. Möge sie nach einem langen Leben, das aus Opfern, Schmerzen, Freuden, Aufmerksamkeit für andere, Hingabe, Gebet und Glauben bestand, in Frieden ruhen.


Sinaforo


Arrivano i russi!
L'arrivée des russes à Baoro



Grande fotografo, piccola fotocamera "biscuit"
Un grand photographe, avec une petite caméra "biscuit"




I bambini nati "in esilio" a st Elie
Les enfants nés en exile à st Elie




dr Ione + Card Nzapalinga

Mamma Teresa
Maman Thérèse


 

 

Donnerstag, 4. Februar 2021

Etwas wirklich Gefährliches: das Gebet der Armen!

 


Etwas wirklich Gefährliches: das Gebet der Armen!

Die Situation in der Zentralafrikanischen Republik ist weiterhin sehr angespannt und gefährlich.

Ein Großteil des Landes wird von Rebellenmilizen besetzt, die von verschiedener Art, aber ziemlich koordiniert und entschlossen sind, etwas zu erreichen. Was dieses “Etwas“ sein soll, ist nicht richtig klar.

Inzwischen haben sie es geschafft, einen großen Teil des Landes und den GESAMTEN Warenstrom, der von der Grenze zu Kamerun die Hauptstadt Bangui versorgt, zu blockieren. Die verschiedenen bewaffneten Streitkräfte (aus der Zentralafrikanischen Republik, aus Russland und aus Ruanda) versuchen, die Straße zu befreien, aber es ist ein schwieriges Unterfangen.

Hier in Baoro, gerade vor der Missionsstation, führt die asphaltierte Straße vorbei: Vom 22. Dezember bis heute, d. 4. Februar, kam KEIN Lastwagen mit Waren Richtung Bangui vorbei!

In der Hauptstadt schnellen die Preise für importierte Waren (fast alle!) in die Höhe und viele Familien hungern und verzweifeln deshalb.

Gerade deswegen haben wir am Sonntagnachmittag am Kreisverkehr von Baoro einen schönen Moment des Gebetes und des Friedens erlebt. Trotz der kurzfristigen Ankündigung versammelten sich viele Menschen (mehr als 2.000) an diesem Platz und wir ließen uns mit großer Seelenruhe und tiefem Schweigen von einem protestantischen Pastor, dann von einem muslimischen Imam und schließlich von Pater Stefano, dem katholischen Pfarrer, im Gebet leiten.  

Es war wunderschön, die Menschen, die von ihrem Glauben und ihrem Ursprung her verschieden waren, zusammen beten zu sehen. Zum Schluss habe ich jeden gebeten, die Hände des Nachbarn zu nehmen und sie zusammen zum Gebet zum Himmel zu erheben. Es waren Minuten des intensiven und tiefen Gebetes. Wie zu Beginn hat auch am Ende der Chor die Anwesenden ermuntert: Protestanten, Katholiken und Moslems sangen und tanzten zusammen.

2000 Menschen, die beten, sind sehr gefährlich, gefährlicher als die Rebellen und die verschiedenen Banditen! Sie können bewirken, dass Gott und die Menschlichkeit den Sieg davontragen!

In dieser Woche war ich zweimal in Baoro, um die Situation der Flüchtlinge zu verfolgen. Es sind bereits mehr als 15.000.

Gott sei Dank arbeiten Patres, Priester, Schwestern und Gläubige sehr gut. Sie versuchen, allen, die ihr Haus aus Angst vor den Gewalttaten der Rebellen verlassen haben, zu Hilfe zu kommen.

Viele arbeiten, damit wir besser helfen und einschreiten können: ein großes Dankeschön an einige Organisationen ( MSF, Unicef, ACF, WFP, APAD, ANEA), die mit Nahrungsmitteln, Wasser und dem Nötigsten helfen. Aber Dank auch den vielen, die auf die eine oder andere Weise helfen: Siriri. OPS aus Prag, Caritas International, CRS. Und Freunde, verschiedene Brüder und Schwestern.

Auch die Nächstenliebe ist sehr gefährlich! Sie kann bewirken, dass die Liebe siegt!


La preghiera per la pace
la Pière pour la paix à Baoro



P.Stefano




Bouar - Negozi chiusi
Boutiques fermées

Riso e sardine per i rifugiati
Riz et sardines pour les déplacés

Couvent Carmes - Saint Elie



Couvent Carmes - Saint Elie

Riunione Caritas e responsabili dei siti dei rifugiati
Réunion Caritas et sites des déplacés