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Mittwoch, 31. Juli 2013

Gemeinsam für den Frieden














In dieser Woche war ich ein paar Tage in Bouar, um die Fenster für die Kapelle von St. Elias zu machen und um an einem Treffen mit den Repräsentanten dreier religiöser Gemeinschaften (Katholiken, Protestanten und Moslems) teilzunehmen.
Die Fahrt war ruhig mit den üblichen Sticheleien mit den Rebellen an den Straßensperren.
In Baoro hielten sie mich an und fragten mich die üblichen Formalitäten. Ich stellte mich dumm, wollte von ihnen Stift und Papier haben, um meine eigenen Daten und die des Autos  aufzuschreiben. Sie meinten, das bräuchten sie nicht. Sie wollten Geld. Ich antwortete, dass die Formalitäten genau das seien: Schreiben der Daten in ein Notizbuch. Dann fragte ich, ob sie ein Notizbuch hätten und ob sie vielleicht schreiben könnten. Er wurde ein wenig wütend; dann nahm ein „Kollege“ ihn am Arm und gab mir das Zeichen weiterzufahren.
Die Arbeit der Fenster ging gut (abgesehen von ein paar Schnitten) und das Treffen mit den Vertretern der anderen Religionen und Konfessionen war ein sehr schöner Moment.
Hier ist der Bericht und die Abschlussbotschaft:
Am 19. Juli 2013 versammelten sich auf Initiative des Generalvikars der Diözese Bouar, Abbe Mirek, die Repräsentanten der evangelischen Gemeinden, der Moslems und der katholischen Kirche im „Haus der Jugend“. 31 Teilnehmer. Das Treffen hatte mehrere Ziele: Gemeinsames Gebet, Austausch unserer Standpunkte und Überlegungen über die Situation des Landes und der Region, Schaffung einer gemeinsamen Plattform der religiösen Führer und eine Botschaft an die Gläubigen, die Autoritäten und die Rebellen.
Das Treffen begann um 8.30 Uhr morgens mit dem Gebet eines Protestanten, eines Katholiken und eines Moslems.
Danach stellte sich jeder vor und Pater Aurelio Gazzera begann als Moderator mit der Einführung in die Arbeit.
Er sagte, wenn ein Feuer in einer Stadt sei, kämen alle Nachbarn, um zu helfen, selbst diejenigen, die gerade zerstritten seien.
Auch in dieser Krise sei es wichtig, dass Männer und Frauen verschiedener Religionen zusammenkommen, um gemeinsam für den Frieden zu arbeiten.
In jeder Situation, auch in der schlimmsten, gebe es  positive Elemente, in diesem Fall zum Beispiel die Möglichkeit, sich trotz der Differenzen zu finden. Diese Krise werde helfen, vereint zu sein!
Pater Aurelio lenkte die Aufmerksamkeit auf gemeinsame Punkte bei Christen und Moslems:
Beide glauben an einen Gott, der will, dass wir uns umeinander kümmern und aufmerksam für die Leiden der anderen sind.
Das Gesetz Gottes verurteilt Gewalt gegen Männer und Frauen.
Schließlich wies er darauf hin, dass mit der Ankunft der Rebellen (die meisten sprechen nur Arabisch,  viele sind Moslems) das Risiko von Spannungen zwischen den religiösen Gemeinschaften zugenommen hat.
Nach einer kurzen Pause, in der sich alle kennenlernen konnten, wurden die Themen präsentiert, die in drei Gruppen (gemischt) diskutiert werden sollten:
Wie sehen wir, die Menschen des Glaubens, die Situation des Landes, Gerechtigkeit, Bildung, die Anwesenheit der „Seleka“-Rebellen, den Mangel an lokalen Behörden und die Spannung zwischen Menschen verschiedener Glaubensrichtungen?
Nach 45 Minuten stellte  jede Gruppe die Ergebnisse ihrer Arbeit vor.
Schließlich wurde um 11.30 Uhr eine kleine Kommission mit jeweils zwei Repräsentanten jeder religiösen Gruppe vorgestellt:
Pastor Bassala Ferdinand und Dakabo-Kette Jeovin für die Protestanten,
Schwester Felicite Saidou und Bayere Jacques für die Katholiken,
Abdourahmane Goni und Oumarou Sanda für die Moslems.
Das Treffen ist beendet, aber die sechs Delegierten planen eine Nachbereitung.
Um 15 Uhr gingen sie zur Staatsanwaltschaft (derzeit das höchste Amt in Bouar angesichts der Abwesenheit des Präfekten, des Sub-Präfekten usw.), um die Plattform der religiösen Führer vorzustellen.
Am Sonntagmorgen, d. 20. Juli, haben sie eine Botschaft vorbereitet, die in den evangelischen und katholischen Kirchen und in den Moscheen vorgelesen wird.
Sie einigten sich auf den 12. August (Vorabend der Unabhängigkeit) als Gebetstag; Protestanten, Katholiken und Moslems aus verschiedenen Teilen werden im Stadion zusammenkommen und zusammen beten.
Am Nachmittag des 20. Juli brachten die Delegierten die Nachricht an die Führer der Seleka-Rebellen.




DIE BOTSCHAFT

E ye gui Siriri
Wir wollen nichts als Frieden!

Die Botschaft der religiösen Führer in Bouar

Wir, Männer und Frauen des Glaubens in Bouar, Protestanten, Katholiken und Moslems, haben uns uns am 19. Juli getroffen, um auf den Schrei zu antworten, der aufgrund der Situation des Landes und besonders auch aufgrund der Situation in Bouar in unser Bewusstsein dringt.
Unser Glaube an Gott, gleichgültig, ob wir Christen oder Moslems sind, fordert uns auf, hinsichtlich des Leidens unserer Brüder und Schwestern aufmerksam zu sein: sie leiden seit vielen Monaten unter dem Krieg.
Kein Glaube, weder der christliche noch der muslimische, erlaubt Gewalt, Mord, Diebstahl, Plünderung und Raub.
Wir verurteilen all das aufs Schärfste.
Wir bitten um Vergebung für all unsere Gläubigen, ob Christen und Moslems, die etwas Falsches getan haben; für diejenigen, die gestohlen, geplündert, getötet und andere bedroht haben; für diejenigen, die die Situation ausgenutzt haben, um reich zu werden oder um sich zu rächen.
Dieses Land hat lange Zeit in Frieden gelebt; wir wollen nicht, dass es in den Albtraum eines ethnischen oder religiösen Krieges fällt.
Deshalb appellieren wir:

An unsere Brüder und Schwestern im Glauben:
Wir laden alle ein, Gott und seinem Gesetz treu zu sein und zu Kohärenz.
Wenn alle Gläubigen Seinem Gesetz folgen, gibt es keinen Krieg!
Wir erinnern euch daran, dass Gott uns die Schöpfung anvertraut hat und dass jeder von uns Verantwortung für dieses Land und für unsere leidenden Brüder und Schwestern übernehmen muss.
Wir bitten all unsere Gemeinden den Weg zur Bekehrung des Herzens zu öffnen und zu begehen; das ist die Voraussetzung für jede äußere Veränderung.
Alle von uns, Christen und Moslems, laden euch ein, für Vergebung und Versöhnung zu arbeiten, um ethnische oder religiöse Spannungen fern zu halten.


An die Regierung:
 Wir laden Sie  ein, schnell wieder Ihre Funktion und Arbeit aufzunehmen!
Rechtsstaatlichkeit ist die Voraussetzung für Frieden.
Wir erinnern alle zivilen Behörden daran, auf ihr Gewissen zu hören. Jeder muss direkt vor Gott für das, was er falsch gemacht hat, Rechenschaft ablegen, aber auch für das Gute, das er nicht tun wollte.

Wir erinnern jede Frau und jeden Mann, die/der an Gott glaubt und eine öffentliche Verantwortung hat, ihren/seinen Glauben und Gottes Gesetz zu achten.
Mögen die zivilen und militärischen Behörden den Eid, dem Land zu dienen, den sie feierlich geschworen haben, achten und rechtschaffene Männer und Frauen sein, die eine dienstbereite und respektvolle Haltung gegenüber allen Menschen haben, egal, welcher Ethnie, Religion, welchem Geschlecht oder welcher Partei sie angehören.
Einige Bereiche des Staates sind empfindlicher als andere, insbesondere Bildung und Gesundheitswesen. Der Staat hat die besondere Pflicht, seine Beamten zu bezahlen.
Aber die Beamten haben auch Pflichten! Wir laden alle ein, wieder an die Arbeit zurückzukehren; denn dann werden Vertrauen und Respekt wieder hergestellt sein!


An die Mitglieder der Seleka (Rebellen):


Als religiöse Autoritäten beten wir für eure Bekehrung, auf dass ihr diese endlose Serie von Verbrechen, Morden, Vergewaltigung und Plünderungen beendet möget!
Achtet Gottes Gesetz, damit durch guten Willen Gewalt und Hass in Liebe, Gerechtigkeit und Frieden verwandelt wird.
Wir fordern die bewaffneten Männer auf, Achtung vor jeder menschlichen Person zu haben, vor dem Staat und seinen Beamten, Achtung vor allen Menschen, besonders vor den Frauen, Kindern und Kranken!
Wir erinnern die Seleka-Rebellen daran, dass der Staat zur Arbeit zurückkehren muss und dass er personelle und finanzielle Ressourcen braucht.
Ein Land entwickelt sich niemals durch Waffen, Diebstahl oder Plünderung!


An alle Frauen:
Wir alle, Christen und Moslems, wissen, dass Frauen oft diejenigen aus der Bevölkerung sind, die am meisten zu leiden haben.
Als Töchter, Mütter, Witwen tragt ihr eine enorme Last.
Wir wünschen euch vor allem ein würdiges Leben; wir beten, dass eure Söhne, Brüder, Ehemänner durch eure Gebete und eure Treue zum Gesetz Gottes  die Freude, ein würdiges Leben zu leben, finden.


An die Jugendlichen:

Um in der Zentralafrikanischen Republik zu leben, braucht ihr viel Mut!
Nach den jüngsten Ereignissen ist dieses Land im Elend versunken. Es ist schwer, die Hoffnung aufrecht zu erhalten! Wir verkünden euch noch einmal  die Hoffnung derer, die an Gott glauben: also, dass ihr euch nicht entmutigen lasst, sondern beginnt, dieses Land wiederaufzubauen.

Nehmt nicht den Weg der Gewalt, der Rache, des leicht verdienten Geldes, des Diebstahls, der Vergewaltigung, der Drogen und der Waffen! Das sind Wege, die zum Tod führen.
Folgt voller Mut dem Weg der Schule, die euch die Chance auf ein besseres Leben gibt!
Habt Leidenschaft für eure Arbeit!
Schließlich sagen wir allen Eltern: Denkt an die Zukunft eurer Kinder, schickt sie in die Schule!
Es ist ein Recht und auch eine Pflicht!

Gott segne diese Bemühungen, den Frieden, die Gerechtigkeit und den sozialen Zusammenhalt auf diesem Kontinent, besonders in der Zentralafrikanischen Republik, wiederherzustellen.


























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