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Sonntag, 17. November 2013

LOGBUCH








Montag
In meinem Büro kommen einige Mitarbeiter der Caritas an. Einer von ihnen hatte in der Nacht bösen Besuch: Drei Seleka-Rebellen kamen um Mitternacht in sein Haus. Er ist ein ehrenamtlicher Mitarbeiter, einer von denen, die den Flüchtlingen helfen, indem sie Lebensmittel des Welternährungsprogramms verteilen. Sie verlangen Lebensmittel; er hat aber keine. Und dann drohen sie ihm mit dem Tod, geben ihm einen Termin für 9 Uhr und sagen, dass er 150000 fCFA (ungefähr 225€) mitbringen soll.
Ich telefoniere ein bisschen herum, dann gehe ich in die Höhle des Löwen, zu den Rebellen.
Ich treffe den „Chef“: Ich erzähle ihm, was passiert ist und nenne ihm auch die Namen derer, die gedroht haben. Er sagt, er kenne sie nicht. Ich diskutiere ein bisschen, und dann gehen wir von dort weg. Und der Ehrenamtliche beschließt, Bozoum für einige Zeit zu verlassen.
Dienstag
Um 5.30 Uhr Aufbruch nach Bangui. Ich fahre zeitig ab, weil ich um 8.30 Uhr ein Treffen mit den religiösen Führern in Bossemptele, einem Ort 90 km von Bozoum entfernt, leiten muss.
Wir sind ungefähr 15 Personen, darunter Katholiken und Protestanten. Die Moslems sind nicht gekommen, aber wir beschließen, auf jeden Fall zusammen zu arbeiten, sie dann zu treffen und später einen Bericht zu verfassen. Als Gläubige denken wir zusammen über die Situation und die Probleme nach, die das Land gerade durchmacht. Die Krise ist das Ergebnis eines langen Weges von Fehlern und Missgriffen. Um sie zu lösen, braucht man ein enormes Engagement der Umkehr, einen Weg der Reflexion und der Bildung, was lange dauern wird. Aber darum wollen sich die Gläubigen bemühen!
Gegen 12 Uhr breche ich nach Bangui auf. Es gibt mehr Straßensperren (zwischen Bozoum und Bangui sind es jetzt 13), aber wir treffen auf keine Schwierigkeiten.
Mittwoch bis Samstag
Der Vormittag vergeht schnell zwischen zwei Sitzungen. Zuerst mit UNICEF, die uns helfen will, weil die Schulen im Gebiet zwischen Bozoum und Bossentele noch geschlossen sind.
So können weitere 8000 Kinder zur Schule gehen! Ich treffe mehrere Personen und Freunde, und viele sind um meine Sicherheit besorgt (ich auch!). Es gibt sogar einen Restaurantbesitzer, der mich grüßt, und dann lädt er mich in sein Restaurant ein. (Danke F….!)
Dann gehe ich zum Welternährungsprogramm und zwei anderen Organisationen. Und am Nachmittag nehme ich an der Sitzung für Bildung von der Caritas teil. Die Verantwortlichen der neun Diözesen in Zentralafrika haben sich versammelt, um zu überlegen, wie man besser vor diesem schrecklichen Hintergrund arbeiten könne. Das ganze Land liegt am Boden!
In Bossangoa befinden sich noch 41000 Flüchtlinge (davon 34000 auf dem Grundstück der Kathedrale). In Berberati kann man die Toten nicht mehr zählen.
In einem anderen Gebiet gehen die Rebellen jetzt von Ort zu Ort, lassen leere Taschen bei den Bauern und verlangen, sie zu füllen.
Die Ausbilder kommen von der  Caritas Afrika, Caritas International und Caritas England (CAFOD). Es ist schön, die Kirche in ihrer Verschiedenheit und in ihrer Einheit zu sehen. Es sind vier Teilnehmer aus vier verschiedenen Nationen: Indien, Schweiz, England und Kongo.
Die Caritas in Zentralafrika ist eine der wenigen Organisationen, die geblieben ist und die den Menschen immer nahe ist. Gerade in dieser Zeit hören wir, wie wahr das Wort des Papstes ist, der sagt, dass die Caritas „Zärtlichkeit der Mutter Kirche zu ihrem Volk ist“.
Am Samstagvormittag beendete der Erzbischof von Bangui, Mons. Dieudonné Nzapalainga, der auch der Präsident der Caritas ist, die Sitzung. Sein Handeln  innerhalb und außerhalb des Landes ist wirklich prophetisch!
Um 13 Uhr kann ich aufbrechen. Das Auto ist mit Farbe überladen, und da sind auch noch 350 Küken, die während der ganzen Fahrt piepsen.
Nach 12 km ein Augenblick der Spannung: Sie sprechen mich auf den Auftrag an, und ich sage, dass ich einen habe. Er sagt mir, dass er ihn sehen will, und ich sage „nein“. Dann sage ich ihm, dass ich Priester bin. Und er entschuldigt sich und erlaubt mir, weiterzufahren. Aber der Typ an der Straßensperre will nicht… Aber ein bisschen später fahren wir weiter.
Um 20 Uhr bin ich endlich in Bozoum.











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