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Samstag, 15. Februar 2014

Der Kampf geht weiter




Antibalaka à Bozoum


 
Während hier der Harmattan weht, ist das Land weiterhin den Erschütterungen und Stürmen der Gewalt ausgesetzt: Eine Gemeinschaft ist gegen die andere, neue Rebellen sind gegen die alten…Wir versuchen, weiterzukommen, aber nichts ist sicher.
Ein bisschen überall, hier in Bozoum, in Bouar, in Bocaranga, in Ngaundaye…wir sehen den Wahnsinn des Bürgerkrieges und dass die Träume von Frieden und Entwicklung schwinden.
Aber man darf nicht verzweifeln.
Es gibt aber auch gute Nachrichten. Hyppolite, der Junge aus Bozoum, der von der Hüfte an abwärts gelähmt ist, ist in Italien angekommen und hatte am Mittwoch eine größere Operation, und es geht ihm gut!
Ein Dankeschön an die Ärzte, an das Personal, an Maurizio, Marta und Alessandra und an alle, die dazu beigetragen haben, einen Traum Wirklichkeit werden zu lassen!
 
Samstag, 8. Februar 2014
 
In der vergangenen Nacht wurde noch geschossen!
Mittags hatten wir eine Versammlung mit den (wenigen) zivilen Autoritäten und den Anti-Balaka. Und alle sagten: „Jetzt ist es genug! Wir haben es geschafft, dass die Seleka abzieht, alle Moslems sind abgezogen, und was wollen sie noch mehr?“
Wir haben geschimpft und versucht, ihnen klarzumachen, dass Schießen, Rauben, Plündern, Verletzen und Töten jede Entwicklung verhindert!
Wir haben darum gebeten, dass es keine Waffen, keine militärischen Uniformen und keine Schüsse mehr in der Stadt gibt!
Bis jetzt ist es ziemlich gut; seit Mittag gibt es keine Schüsse.
Hoffen wir weiter!
Heute Mittag hat mich ein Moslem aus Bozoum, der mit dem Konvoi am Dienstag aufgebrochen war, angerufen, um mir mitzuteilen, dass sie gut im Tschad angekommen seien, und um mich zu grüßen. Dieser Anruf hat mich sehr gefreut!
Um 22.30 Uhr kommt die letzte Nachricht des Tages: Unser Hyppolite ist auf dem Flughafen in Bologna angekommen!
 
Sonntag, 9. Februar 2014
 
Es gab ein paar Schüsse in der Nacht; am Tag war es ziemlich ruhig.
Heute habe ich zwei Messen mit violetten Paramenten gefeiert, ohne Gloria und mit wenigen Liedern. Ich habe gesagt, dass es eine Bußmesse sei, um für unsere Sünden um Vergebung zu bitten, besonders dafür, dass die Moslems weggehen mussten, und vor allem dafür, dass viele sich darüber gefreut und es gefeiert haben und auch dafür, dass einige das ausgenutzt haben, indem sie Schlechtes taten und plünderten.
 
Montag, 10. Februar 2014
Ich treffe mich mit den Anti-Balaka, die die Gendarmerie besetzt haben. Schließlich haben sie davon abgelassen – aber nur, um ein anderes Haus zu besetzen!
 
Dienstag und Mittwoch, 11. und 12. Februar 2014
 
Mit einem Arzt und einem Verantwortlichen der „Ärzte ohne Grenzen“ brechen wir um 6 Uhr Richtung Bocaranga, Ndim und Ngaudaye auf, wo wir nach 210 Kilometern auf einer katastrophalen Straße gegen 16 Uhr ankommen.
Wir treffen auf Personen mit selbst gemachten Waffen, aber es gibt keine Straßensperren (bei unserer Rückkehr sollten wir drei vorfinden) . Wir wissen, dass sich in Bang an der Grenze zu Kamerun Rebellen von Baba Laddé aufhalten, und dass die Anti-Balaka ohne Erfolg versuchen, sie zu vertreiben.
An diesem Dienstag haben diese Rebellen Dörfer zwischen Bang und Naudaye in Brand gesteckt,  und die Gefahr eines Angriffs ist hoch. Vor allem, weil trotz der Appelle keine Militärmacht eingegriffen hat, um die Bevölkerung zu schützen,  weder die Franzosen von Sangaris noch die kamerunensischen Soldaten der MISCA, die nicht einmal 150 km entfernt sind.
In den Dörfern finden wir nur wenige Menschen. In Ngaudaye sind einige Häuser niedergebrannt und das Hospital ist völlig leer. Dort gibt es keine Kranken, keine Ärzte, keine Medikamente.
Vier Kapuziner sind da: Zwei Zentralafrikaner, ein Italiener und ein Pole, außerdem zwei Schwestern und eine polnische Laienhelferin. Alle stehen noch unter Schock seit dem Durchzug der Seleka am 21. Januar. Die Rebellen bedrohten sie, raubten alles, was sie mitnehmen konnten, einschließlich zweier Autos, und nahmen Pater Roland als Geisel. Er wurde nach einigen Stunden freigelassen.
Alle Aktivitäten (die Schulen, das Zentrum für Frauenförderung, das Krankenhaus usw.) sind eingestellt und am Horizont ist es sehr, sehr dunkel.
Man sieht keine Verbesserungen, die Militärkräfte wie die MISCA sind weit davon entfernt, effektiv zu sein: als sie erfuhren, dass die Seleka das Land durchqueren, um in den Tschad zu ziehen, haben sie sie nicht eskortiert. Die Folgen sind deutlich sichtbar: Plünderungen, Brände, Morde und Vergewaltigungen. Andererseits haben sie aber andere eskortiert und nach Paoua begleitet, Richtung Kaga Bandoro. Das ist ein Gebiet, das die Seleka besetzen wollte, um das Land zu teilen.
Auf der Rückreise fuhren wir durch das Dorf Nzakoun, das 14 km von Ngaundaye entfernt ist. Dort haben die Rebellen der Seleka 22 Menschen, darunter 14 Frauen, in ihren eigenen Häusern niedergemetzelt. Sie haben eine Granate auf die Ambulanz gefeuert und sie zerstört.
Wie weit wird dieser Wahnsinn noch gehen?
 
Donnerstag, d. 13. Februar 2014
 
Endlich sind gestern Abend die Soldaten der MISCA in Bozoum angekommen!
Um 8 Uhr findet wie gewöhnlich eine Versammlung statt. Es ist auch ein junger Mann da, der behauptet, ein Soldat der regulären Armee Zentralafrikas (FACA) zu sein. Wir haben einige Zweifel, weil er sagt, er sei auf einer Mission, aber er hat keinen Personalausweis und auch keine Order für eine Mission.
Wir treffen die Soldaten der MISCA und legen unsere Befürchtungen und die Situation der Stadt mit den Anti-Balaka dar, die noch Waffen, beispielsweise Kalaschnikows, haben.
Im Laufe des Tages erhalte ich Nachrichten aus Ngaudaye: Die Soldaten der MISCA sind mittags angekommen, haben die Anti-Balaka und die Rebellen der APRD getroffen und haben sie eingesetzt,  um die Dörfer von Bang anzugreifen, den Grenzposten zu Kamerun, wo sich ca. einhundert  schwer bewaffneter Rebellen der Baba Laddé aufhält.
Als sie dort ankamen, flohen die Rebellen der Baba Laddé mit ihren Waffen in den Busch. Die MISCA soll die Anti-Balaka an dem Ort gelassen haben…
Am Ende befindet sich der Ort in den Händen der Anti-Balaka, die Rebellen sind im Busch.
Die Zukunft? Sie ist rabenschwarz!
Wenn die MISCA nicht an ihrem Ort bleibt, wird es zu einer Katastrophe für das Gebiet, die Grenze, die Dörfer kommen.
Um 16 Uhr treffe ich in Bozoum die Lehrer und Schüler des öffentlichen Gymnasiums, um zu überlegen, wie man die Kurse, die am 11. November angefangen haben und am 4. Dezember unterbrochen wurden, wieder aufnehmen könne.
Das Gymnasium wurde geplündert (Türen, Fenster, Wandtafeln, Bücher…). Wir haben die Schüler gebeten, das, was gestohlen wurde, zu suchen, damit die Kurse am Montag wieder anfangen können. Wir werden sehen!
 





Antibalaka à Bozoum... avec des toles volées
Antibalaka con armi e bagagli (lamiere rubate)


Antibalaka

Boutques pillées en décembre par la Seleka à Ngutere
Negozi saccheggiati dalla Seleka a Ngutere

Ngaundaye: Pères Capucins et Soeurs polonaises à la prière du matin
Ngaundaye: i padri cappuccini e le suore polacche alla preghiera del mattino


le poste de santé de Hanzoung détruit par les Seleka le 4 février
il dispensario di Hanzoung distrutto dalla Seleka il 4 febbraio


Le poste de santé de Hanzoung
il dispensario di Hanzoung

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