Die Karwoche
Die Liturgie geleitet uns zum Ostermysterium hin: die Passion, der Tod und die Auferstehung Jesu.
Die Karwoche beginnt mit dem
Palmsonntag. Hier in Bozoum finden wir uns gegen 8 Uhr vor der Schule
„Isidore Bakanja“ ein. Es sind so viele Leute mit schönen Palmwedeln
(viele davon sind kunstvoll geflochten) gekommen. Es herrscht eine
festliche Atmosphäre, so wie vor 2000 Jahren in Jerusalem, als die
Menschen Jesus mit Freude aufnahmen.
Nach dem Evangelium und der
Palmweihe ziehen wir in einer (mehr oder weniger geordneten) Prozession
in die Kirche ein. Die Messe wird normal fortgesetzt, mit dem langen
Evangelium des Leidens des Herrn.
Am Dienstag mache ich mich wieder
auf den Weg! Am frühen Nachmittag komme ich in Bouar an. Während ich in
unserem Seminar in La Yolé bin, trifft der Apostolische Nuntius ein. Er
ist gewissermaßen der Botschafter des Heiligen Stuhls, und da sich unser
Bischof aus gesundheitlichen Gründen in Italien aufhält, steht er der
Chrisam-Messe vor. Bei seiner Ankunft gibt es Gesänge und Aufführungen,
und dann verbringen wir einige Zeit in der Kapelle, wo er die Jungen
unseres Seminars trifft. Er spricht viel über das außergewöhnliche
Ereignis des Papstbesuches in der Zentralafrikanischen Republik vom 29
und 30 November. Aber dann unterbricht er sich und bittet die
Jugendlichen, die aus diesem Anlass in Bangui gewesen sind, ihre
Erlebnisse zu teilen. Und die Jugendlichen bringen tiefe und sehr schöne
Gedanken zum Ausdruck. Léonce, dem es gelungen war, beim Papst zu
beichten, schließt die Reihe der Zeugnisse ab.
Am Mittwochmorgen versammeln wir uns
um 8 Uhr zur Chrisam-Messe in der Kathedrale. Diese Messe vereint die
Priester der Diözese in der Erinnerung an das Priestertum. Während der
Feier erneuern die Priester ihr priesterliches Versprechen, und dann
weiht der Bischof das Öl für die Feier der Sakramente.
Nach dem gemeinsamen Mittagessen
breche ich sofort auf, um nach Bozoum zurückzukehren, wo ich um 19:30
Uhr eintreffe. Donnerstagmorgen treffe ich mich mit den Taufbewerbern zu
einem Moment des Gebetes und der Reflexion, während ich am Nachmittag
die Messe „in coena Domini“ (vom letzten Abendmahl) feiere, in der wir
der Einsetzung des Priestertums und der Eucharistie sowie des
Liebesgebotes gedenken (wie Jesus beim letzten Abendmahl wasche ich
zwölf Armen aus der Pfarrei die Füße).
Freitag ist ein Tag der Stille und
des Gebetes. Am Morgen treffe ich mich mit Jungen, Mädchen, Jugendlichen
und Erwachsenen, die am 10. April das Sakrament der Firmung empfangen
werden. Am Nachmittag sind wir hingegen zur Feier der Passion Jesu in
der Kirche.
Wir nähern uns Ostern, dem der
Karsamstag vorangeht. Es ist ein Tag der Erwartung, an dem wir jedoch
schon sicher sind, dass Er siegen wird!
Zum Abschluss möchte ich mit Ihnen die Osterwünsche teilen:
Frohe Ostern aus Bozoum!
In diesen „normalen“ Tagen geschieht etwas Außergewöhnliches: Jesus leidet, wird verraten und stirbt für uns!
Ich bete darum und bitte Sie
alle, mir und uns dabei zu helfen, dass wir uns niemals an Gott
„gewöhnen“, dass wir uns nicht nur mit dem einen oder anderen Augenblick
und Gedanken zufrieden geben, sondern dass wir in der Erinnerung an
diese Geste der unendlichen Liebe leben, die das ganze Leben Jesu ist.
Ich bete darum und bitte Sie
alle, mit und uns dabei zu helfen, uns niemals an den Schmerz und das
Leid der anderen zu „gewöhnen“, sondern dass wir dazu fähig sind, ihnen
nahe zu sein, vielleicht ohne allzu viele Worte, aber mit aller
möglichen und unmöglichen Liebe!
Frohe Ostern!
Pater Aurelio
Der schlimmste Moment kommt, wenn man an einen toten Baum genagelt wird.
Es folgt ein dumpfer Aufprall, der es einem schwarz vor Augen werden lässt. wenn sie ihn auf die Erde fallen lassen.
Einer hat gesagt, es sei wie ein Stromausfall.
Bald werde ich es wissen.
Die Bäume sollten doch eigentlich Orte des Gesanges sein.
Jetzt heben sie mich hoch.
Die Soldaten ziehen an den Stricken.
Ich stehe auf und gehe meinem Tod entgegen.
Dann ist es wie die totale Leere.
Als ich wieder zu mir komme, ist kein Gesang zu hören.
Meine Knochen schreien vor Schmerz.
Hunde bellen, aber es laufen keine Diebe herum.
Wir sind fern von Jerusalem an Tagen wie diesem.
Der Mann neben mir spricht von Zeit zu Zeit.
Er hat Durst.
Er schreit zu seinem Vater im Himmel.
Er bittet um Vergebung für die, die um ihn herumstehen.
Letzte Nacht sagte jemand in der Gefängniszelle, er könnte ein König sein.
Ich fühle mich gedrängt, zu ihm zu sprechen.
Ich sage: „Denk an mich, wenn du in dein Reich kommst.“
Mit klarer Stimme antwortet er: „Du wirst dort sein, bevor die Sonne untergeht.“
Ich verstumme angesichts eines solchen Versprechen.
Seine Worte nehmen mir die letzte Angst.
Bevor die Nacht anbricht, werde ich sehr weit entfernt sein von diesem bösen Hügel mit seinen Dämonen.
Ich fange an, mich wie ein Vogel zu fühlen, der bald freigelassen wird in einen Himmel ohne Ende
Langsam verlässt mich meine Kraft.
Unter uns steht eine Gruppe geduldiger Frauen.
Darunter ist eine, die sagt: „Vergesst niemals das, was mein Sohn versprochen hat.“
Bisweilen spricht sie wie zu sich selbst und betet: „Unsere Väter vertrauten auf Gott und Er hat sie befreit.“
Wie einfach ist der Glaube der Frauen.
Meine Mutter ist vor Jahren gestorben.
Nun habe ich eine andere Mutter – Oh Liebe Frau vom Blauen Mantel, beschütze mich und sorge für mich.
Es fällt mir immer schwerer zu atmen.
Die Zunge klebt in meinem trockenen Mund.
Gestern ist keiner ins Gefängnis gekommen,
Niemand hat sich geschert.
Aber dieser Mann neben mir nimmt Anteil.
Ich würde gern zu seinen Füßen niederknien,
Aber ich kann mich nicht bewegen.
Es ist drei Uhr und die Sonne hat den Himmel verlassen.
Überall Finsternis.
Plötzlich wird mir klar, dass ich nicht mehr an einen toten Baum genagelt bin.
Ich brauche nur meine Hände auszustrecken, und einer ergreift sie.“
Neville Braybrooke, The good thief speaks (1997)
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