Seitdem die französischen Soldaten wieder weg sind, befinden wir uns in einer schwierigen Situation.
Samstag, d. 21. Dezember 2013
An diesem Morgen sind die französischen Soldaten abgezogen, und es gibt niemanden, der sie ersetzt. Schon an diesem Morgen haben zwei Angehörige der Seleka außerhalb ihres Stützpunktes Menschen mit Waffen bedroht, und um neun Uhr musste ich in die Stadt fahren, um einen jungen Mann zu befreien, der von der Seleka verhaftet und in der Wohnung des Oberst festgehalten wurde (dem die französischen Soldaten eigentlich befohlen hatten, seine Wohnung zu verlassen und sich den anderen Seleka-Angehörigen, die im Stützpunkt bleiben mussten, anzuschließen).
An diesem Morgen sind die französischen Soldaten abgezogen, und es gibt niemanden, der sie ersetzt. Schon an diesem Morgen haben zwei Angehörige der Seleka außerhalb ihres Stützpunktes Menschen mit Waffen bedroht, und um neun Uhr musste ich in die Stadt fahren, um einen jungen Mann zu befreien, der von der Seleka verhaftet und in der Wohnung des Oberst festgehalten wurde (dem die französischen Soldaten eigentlich befohlen hatten, seine Wohnung zu verlassen und sich den anderen Seleka-Angehörigen, die im Stützpunkt bleiben mussten, anzuschließen).
Am
Nachmittag fangen die Leute
wieder an, in der Missionsstation Zuflucht zu suchen. Ich sage ihnen,
dass sie die Ruhe bewahren sollen, aber sie haben Angst, weil viele
Muslime wieder zu den Gewehren und den Messern gegriffen haben. Ich
drehe eine Runde durch die Stadt, aber die Lage ist
ziemlich ruhig.
Danach treffe ich eine Gruppe der Antibalaka, die sehr nahe bei der Stadt stationiert sind. Ich lade sie ein, die Ruhe zu bewahren und sich an einen etwas weiter entfernt gelegenen Ort zurückzuziehen. Die Diskussion ist friedlich, bis jemand die Nachricht bringt, dass die Seleka-Rebellen bewaffnet ihren Stützpunkt verlassen haben und dabei sind, durch ein Stadtviertel zu fahren.
Danach treffe ich eine Gruppe der Antibalaka, die sehr nahe bei der Stadt stationiert sind. Ich lade sie ein, die Ruhe zu bewahren und sich an einen etwas weiter entfernt gelegenen Ort zurückzuziehen. Die Diskussion ist friedlich, bis jemand die Nachricht bringt, dass die Seleka-Rebellen bewaffnet ihren Stützpunkt verlassen haben und dabei sind, durch ein Stadtviertel zu fahren.
Die
Gemüter erhitzen sich rasch,
und ich weiß nicht, ob es lange dauern wird, bis sie die Stadt
angreifen. Die Menschen haben Angst, und inzwischen halten sich bereits
zweihundert Leute in der Missionsstation auf.
Der
Abzug der Soldaten ist ein
Problem. Es ist gefährlich, eine so heikle Operation, wie sie die
Entwaffnung ist, zu beginnen, ohne sie zu Ende zu führen. Vielleicht
wäre es besser gewesen, sie nicht zu beginnen!
Werden
andere Truppen kommen ?
Und wie lange werden sie bleiben? Es ist schon das zweite Mal, dass
Soldaten gekommen und gegangen sind und uns mit den Problemen
zurückgelassen haben…
Sonntag,
d. 22. Dezember 2013
Ein relativ ruhiger Tag, vielleicht
auch deshalb, weil ich ein bisschen unter Malaria leide.
Am Nachmittag gehe ich trotz des
Fiebers zum Sekretär der Präfektur, um mich mit dem Seleka-Oberst zu treffen, der mit einem anderen
„Oberst“
kommt (der Prada-Sandalen trägt…), und dieses Mal sind sie bis auf eine
Pistole nicht bewaffnet. Auch sie machen sich große Sorgen, denn es
mehren sich die Gerüchte, dass die Antibalaka angreifen wird. Die
Mehrheit der Muslime und Fulbe-Nomaden in der Stadt
sind bewaffnet, und es kann alles passieren. Wir beschließen, uns am
folgenden Tag mit den Oberhäuptern der Stadtviertel zu treffen, aber ich
fürchte, dass es zu spät sein wird! Schon heute Abend haben sich viele
Menschen in die Missionsstation geflüchtet.
Was wird diese Nacht und morgen geschehen?
Montag,
d. 23. Dezember 2013
Eine
ziemlich ruhige Nacht, aber
die Zahl der Menschen, die in der Missionsstation Zuflucht suchen,
steigt noch immer. Ich fahre in die Stadt, um mich mit dem Imam zu
treffen und ihm vorzuschlagen, dass Frauen und Kinder hier in die
Missionsstation kommen sollen. Aber es ist zu spät, denn
um 10 Uhr beginnen Schusswechsel zwischen den Angehörigen der
Antibalaka, die die Stadt einzunehmen versuchen, und der Seleka. Die
Menschen rennen zur Missionsstation, und viele finden Zuflucht in der
Kirche. Die ersten zwei Stunden lang fallen die Schüsse
ganz in der Nähe der Missionsstation.
Um
13 Uhr überqueren zwei Seleka-Angehörige
bewaffnet den Hof der Missionsstation. Ich sage ihnen, dass sie das
Grundstück verlassen sollen, weil sich hier nur Zivilisten aufhalten.
Sie werden wütend und bedrohen mich, aber am Ende verlassen sie die
Mission. Gegen 16 Uhr hören die Schüsse auf, und die
Leute richten sich in den Räumen und auf den Terrassen der Mission
häuslich ein. Wie wird die Nacht sein? Und was wird morgen sein ?
Dienstag
24. Dezember 2013
Der Morgen ist ziemlich ruhig, aber es suchen immer mehr Menschen Zuflucht in der Mission. Jetzt sind es bereits 2.700. Gegen 13 Uhr fliegt ein Helikopter über der Stadt, und danach treffen zwei weitere Hubschrauber ein, die hier landen. Es ist die französische Armee, die sich über die Lage informieren will. Wir halten eine kurze Besprechung ab, und nach 20 Minuten brechen sie wieder auf.
Der Morgen ist ziemlich ruhig, aber es suchen immer mehr Menschen Zuflucht in der Mission. Jetzt sind es bereits 2.700. Gegen 13 Uhr fliegt ein Helikopter über der Stadt, und danach treffen zwei weitere Hubschrauber ein, die hier landen. Es ist die französische Armee, die sich über die Lage informieren will. Wir halten eine kurze Besprechung ab, und nach 20 Minuten brechen sie wieder auf.
Die Mitternachtsmesse feiern wir
aus Sicherheitsgründen um 16 Uhr. Viele Leute nehmen daran teil, und sie singen und tanzen.
Ein Augenblick der Freude in diesen schwierigen Zeiten!
Eine
Delegation der UNO kommt
vorbei, um die Situation in Augenschein zu nehmen, aber am nächsten Tag
werden sie aufgrund der herrschenden Unsicherheit gezwungen sein,
wieder von dannen zu ziehen, ohne etwas getan zu haben.
Mittwoch,
d. 25. Dezember 2013: WEIHNACHTEN
Es ist ein seltsames Weihnachtsfest in diesem Jahr! Um 5:30 Uhr werden wir von vielen Schüssen geweckt. Drei Stunden geht es so weiter!
Es ist ein seltsames Weihnachtsfest in diesem Jahr! Um 5:30 Uhr werden wir von vielen Schüssen geweckt. Drei Stunden geht es so weiter!
Ich
lasse die Delegation der UNO
schnell abreisen – und um 8:30 Uhr beginnen wir die Messe, entgegen der
gegenteiligen Auffassung, dass es vorzuziehen sei, ein Ende der
Schusswechsel abzuwarten… Aber da geschieht ein kleines
Weihnachtswunder: Sobald die Messe begonnen hat, hören die Schüsse
für den ganzen Tag auf!
Um
12:30 Uhr versammeln wir, die
Patres und die Ordensschwestern, uns bei Tisch. Es gibt nichts
Besonderes zu essen, aber ich habe es geschafft, trotz allem Ravioli zu
kochen! Zum Teufel mit den Rebellen!
Was mich sehr berührt hat, sind
die SMS und Briefe mit Weihnachtswünschen von muslimischen Freunden. Es gibt noch immer Raum für Hoffnung und Liebe!
Der
Nachmittag ist von den Gesängen der Kinder geprägt. Sie singen
traditionelle und andere Lieder. Eines, das für diesen Anlass
entstanden ist, ist wunderbar: Die Kinder singen: „Hört auf mit dem
Töten, hört auf mit den Massakern“.
Hier kann man einige (sehr
kurze) Videos vom Weihnachtsfest in Bozoum anschauen:
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