Der Besuch des Papstes in Bangui (Teil 1)
Sonntag, 29. November, 10 Uhr
Monatelang gab es kein anderes Thema, und obwohl die
Sicherheitslage noch ziemlich unklar ist, ist der Papst in Bangui
eingetroffen! Er ist gerade im Flughafen gelandet!
Außer mir sind hier im Karmel die Patres Enrico und Dieudonné,
Bruder Martial, Pater Cyriaque, Pater Arland, Pater Voytech, Pater
Daniel und eine Schwester aus Bozoum. Dazu kommen Novizen, Jugendliche
der zweiten Ausbildungsstufe und die Schwestern aus Yolé. Die
Organisation ist sehr gut und wir wurden bestens aufgenommen.
Wir sind 55 allein hier im Karmel. In großer Zahl sind wir hier
nach Bangui gefahren. Allein aus unserer Pfarrgemeinde in Bozoum kommen
55 Personen! Das ist die größte Abordnung aus der Diözese Bouar.
Gestern um 5.30 Uhr sind Pater Enrico und ich mit zwei Autos von
Bozoum losgefahren. Eine andere Gruppe ist am Freitagabend mit einem
gemieteten Kleinlastwagen aufgebrochen, der auf der Straße eine Panne
hatte. Aber das hat die Reisenden nicht entmutigt; sie haben es trotzdem
geschafft, in Bangui anzukommen. Es sind Katecheten, Leute, die in der
Pfarrei angestellt sind, Jugendliche und Erwachsene, und auch Gauthier.
Der Junge ist behindert und war überglücklich, dass er an der
offiziellen Abordnung teilnehmen darf!
Die Fahrt war ruhig. Einige Anti-Balaka, die nicht bewaffnet waren,
verlangten 24 km vor Bangui Geld, weil sie „die Sicherheit des Landes
garantieren“. Worauf ich geantwortet habe, dass sie die Zerstörung des
Landes sicherstellen.
Pater Voytech, Pater Arland, Pater Daniel und Pater Cyriaque aus
unserem Kloster Saint Elie und aus Yolé fuhren dagegen von Bouar mit dem
Konvoi los, der von den Blauhelmen eskortiert wurde. Ihre Reise verlief
äußerst langsam. Sie kamen um 20 Uhr in Bangui an!
Wir dagegen kamen um 13 Uhr an, haben unsere Leute untergebracht und sind dann hier zum Karmel gekommen.
Heute Morgen bin ich um 6.30 Uhr mit Pater Enrico und Pater Mesmin
zur Kathedrale gegangen. Pater Mesmin gehört zur Sicherheitskommission,
die ihn seit drei Monaten sehr beschäftigt und die ihre Arbeit sehr gut
macht! Alles ist fertig! Die sehr schlichte Kathedrale ist neu
angestrichen, und überall sieht man die Farben des Vatikans. Genau hier
wird am heutigen Abend das Zentrum der Welt sein, das Zentrum der
Kirche: Hier wird Papst Franziskus die Heilige Pforte öffnen und so das
Jubiläum der Barmherzigkeit mit einer leichten Vorverlegung beginnen. Es
ist ein außergewöhnliches Ereignis: Zum ersten Mal wird ein Heiliges
Jahr in diesem äußersten Winkel der Welt, in der Zentralafrikanischen
Republik, eröffnet. Nachdem ich die Eintrittskarten für die Messe am
Sonntag im Stadion abgeholt habe, gehe ich zur Pfarrgemeinde von Unserer
Lieben Frau von Afrika, wo ich unsere Delegation aus Bozoum treffe. Ich
verteile die Eintrittskarten, ein paar T-Shirts, Hüte und Schirme mit
dem Bild des Papstes. Dann gehe ich zum Karmel zurück. Es ist gerade
noch rechtzeitig, bevor alle Straßen gesperrt werden. Um die Wahrheit zu
sagen: Sie sind schon gesperrt, aber mit ein wenig Dreistigkeit kann
ich gewöhnlich durchfahren.
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